Seit einigen Jahren kann man ein kleines Revival des akustischen Blues beobachten. Künstler wie Otis Taylor, Rory Block, Keb‘ Mo‘ oder Alvin Youngblood Heart sind mit Alben erfolgreich, die nicht nur einfach die seit Beginn des 20. Jh. feststehenden Klischees des Country Blues nachbeten, sondern die den Blues auch ganz als gegenwärtige Ausdrucksform begreifen. Zu dieser Szene stammt auch der aus Chicago stammende Sänger und Gitarrist „Diamond“ Jim Greene.
Irgendwann hat ihn die „Los Angeles Times“ mal als wiedergeborenen Robert Johnson gefeiert. Mit solchen Titeln muss man ebenso vorsichtig sein, wie mit seiner einseitigen Klassifizierung als Vertreter des Delta-Blues. Denn geboren wurde er in Chicago. Und einen großen Teil seiner musikalischen Ausbildung erhielt er in der Blues-Szene an der Ostküste. So spielt er ebenso die Slide-Gitarre aus der Traditionslinie Delta-Chicago wie auch das Fingerpicking-Spiel in der Tradition von Blind Boy Fuller oder Brownhie McGhee.
Der Legende nach soll der am 11. Dezember geborene Greene als sieben- oder achtjähriger Junge zum Blues gekommen sein, als er an einer Straßenecke den alten Bluesman Blind Arvella Gray gehört hatte. Doch zunächst beschäftigte er sich mit dem elektrischen Blues und interessierte sich für Jimi Hendrix. Irgendwann begann er in Washington, wohin er gezogen war, sich an Blues-Sessions zu beteiligen und gründete seine erste Bluesband. Doch zufrieden war damit wohl niemand.
Mitte der 80er Jahre nahm er schließlich an einem Blues-Workshop an einem College in West-Virginia teil. Hier nahmen ihn John Cephas und Phil Wiggins unter ihre Fittiche. Die beiden, die man ohne Übertreibung als rechtmäßige Nachfolger des legendären Duos von Sonny Terry & Brownie McGhee betrachten kann, lehrten ihn Feinheiten auf der akustischen Gitarre und als Performer. Für eine ganze Zeit gehörte er zu der Ostküstenszene um das Duo. Und er begann in Europa zu touren und sich hier einen Namen zu machen. 1995 erschien sein erstes Album „Just A Dream“ beim niederländischen Black Magic Label.
Seither hat er vier weitere CDs bei amerikanischen und britischen Firmen veröffentlicht und ist bei den großen Festivals aufgetreten, hat Konzerte für andere Musiker von James Cotton bis hin zu Koko Taylor eröffnet und sich mit seiner Mischung aus dem alten Blues des Mississippi-Deltas und dem relaxten Ostküstenblues Fans gemacht.
Heute spielt er nicht mehr nur als Solist auf diversen Gitarren sondern lässt sich auch von Rhythmusgruppen und Harmonikaspielern begleiten. Auf seiner bislang letzten (2006 erschienenen) CD „Holding On“ sind selbst Tuba und andere Blasinstrumente im Einsatz. Das verbindet ihn mit Keb‘ Mo‘, der seinen Sound auch immer wieder durch größere Besetzungen erweitert.