Mit seinem 1969 veröffentlichten Album „Raw Blues“ ging Johnnie Taylor ein Stück weg von dem üblichen Stax-Soul, der etwa noch „Who’s Making Love“ geprägt hatte. Wenn auch durchaus nicht roh, ist die Platte tatsächlich hauptsächlich ein Bluesalbum geworden.
Schon auf „Wanted: One Soul Singer“ hatte sich Taylor ja mehr als Blues-Sänger präsentiert. Und auch vor seinem Wechsel zu Stax kannte man ihn eher im Blues- als im Soulfach. Und so ist die mit Unterstützung der üblichen Stax-Crew und der Memphis Horns eingespielte Seite auch ein Stück weit eine Rückbesinnung auf die musikalischen Wurzeln.
Lieder wie der Opener „Where There’s Smoke, There’s Fire“ passen hervorragend in späte Abendstunden in der Kneipe der Wahl: melancholisch eindringliche Blues-Balladen im fetten Stax-Sound! Daneben finden sich mit „You Can’t Win With A Losing Hand“ und „That Bone“ allerdings auch wieder echte Soul-Tanzflächen-Füller. Zusammengehalten wird das Ganze von Taylors unwahrscheinlich einprägsamer und packender Stimme. Er kann alles, von der Gospel-Blues-Predigt bis hin zum funkigen Rocker. Und das alles, ohne dabei unglaubwürdig zu erscheinen. Wie man allerdings jemals auf die Idee kommen konnte, er könne quasi Nachfolger von Otis Redding werden, ist nach dem Hören dieses Albums unklar. Denn musikalisch sind zwischen den beiden Stax-Stars wenn nicht Welten so doch gewaltige Abstände.