Eher seltene Gäste in Deutschland sind wohl die Mojo Blues Band um den Gründer Erik Trauner herum. Es ergab sich aber tolle Gelegenheit, den Erik zur Mojo Blues Band und dem Blues in Europa zu befragen. Da sich die Puchheimer Musiknacht am 15. März 2014 zum dritten Mal über die Bühne ging, waren natürlich auch ein paar Fragen an den Organisator Peter Krause aka Peter Crow C fällig. Interview: Mario Bollinger. Fotos: Christophe Rascle.

Im Gespräch mit Erik Trauner und Peter Crow C.

Seit 1977 spielt die Mojo Blues Band in verschiedenen Besetzungen den Blues. Damals waren sie die einzige Bluesband in Wien und wurden daher immer wieder als Begleitung für tourende Musiker aus den Staaten verpflichtet. Diese haben dann auf vielen Alben der Band als Gäste mitgewirkt. Die aktuelle Besetzung: Erik Trauner (voc, g, mharm), Siggi Fassl (voc, g), Charlie Furthner (p), Didi Mattersberger (dr), Herfried Knapp (b).

Für einen Redakteur gibt es keinen besseren Glücksfall, als mit Erik Trauner zu reden, da er auf eine langjährige, internationale und absolut authentische Erfahrung zurückblickt und diesen Erfahrungsschatz auch gerne teilt. Dazu gehört auch, das Erik sich nach dem Konzert dem Publikum abseits der Bühne stellt, Fragen beantwortet und sich mit den Fans fotografieren lässt.

Leider hört man die MBB sehr selten in Deutschland, was Erik damit begründet, dass sich die Band selbst managt und somit sich auch um alles kümmern muss. Sie haben kein Vorortmanagment und sind daher auf Eigeninitiative oder Aktionen wie Peter Krauses Bluesnacht angewiesen. Erik betont, dass sie jederzeit Einladungen annehmen möchten, wenn der Rahmen passt. Auf die Frage hin, warum selbst in Wikipedia die neue CD nicht gelistet ist, entschuldigt sich Erik und erzählt, dass er sich seit einiger Zeit von Plattformen wie Facebook fernhält und selbst noch über 500 SMS unbeantwortet lassen musste. Er fühlt sich ein bisschen in der Bringschuld, aber momentan geht es nicht anders.

Der in der Öffentlichkeit laut gewordenen Vorwurf an die Presse, dass das Bluesgenre und damit auf die Aktivitäten der MBB ins Hintertreffen geraten, bejaht Erik Trauner. Die verantwortlichen Redakteure hätten einfach heute nicht mehr die Freiheit, Akzente in der kulturellen Berichterstattung zu setzen. Nach seiner Erfahrung ist das Verhalten der Großpresse völlig widersprüchlich zum Besucherverhalten der Fans bei den Konzerten. Wie auch die 3. Bluesnacht in Puchheim sind viele Konzerte ausverkauft. Die neuen Medien wie Online-Magazine oder Internet Radios werden von Erik Trauner derzeit nicht intensiv genug angesprochen, weil er sich nach einer so langen Karriere diesen Medien nicht aufdrängen muss.

Die neue CD „Walk the Bridge“ kam 2013 raus. Somit waren es im neuen Jahrtausend lediglich 4 Veröffentlichungen der MBB. Darauf angesprochen, lachte Erik Trauner und meinte, so hat er das noch gar nicht betrachtet. letztendlich möchte sich die Band aber auch nicht dem Druck aussetzen, regelmäßig CDs zu veröffentlichen. Man muss ja auch was zu erzählen haben, wenn man veröffentlicht. Letztendlich sei sein Herzinfarkt ja auf Grund der Überlastung auf dieser Zeit passiert. Erik hat sich da nach eigenen Angaben etwas zu viel zugemutet.

Wenn man nun den Titel „Walk the Bridge“ betrachtet, drängen sich Schlüsse auf, auch wenn der Titel Monate vor dem Ereignis gemacht wurde. Aus den angebotenen Alternative „Übergang Tod“, „Übergang zu einem neuen Leben“ oder „Abschied von alten Suchten und Gewohnheiten“ entschied sich Erik für das Letztere, was man deutlich an seinem gesunden Äußeren sieht, auch wenn er sich immer noch das Bier genehmigt oder gönnt. Als Erik Trauner kurz nach dem Aufenthalt im Krankenhaus sich öffentlich zu Wort gemeldet hat, klang das sehr nach der Aussendung von Warnsignalen an Freunde, um dem gleichen Schicksal zu entgehen. Erik Trauner entkräftete diese Meinung, weil er eigentlich nur allen Freunden und Bekannten auf einfache Art und Weise sagen wollte, dass es ihm gut geht und wie das Ganze passiert ist. Dass sich viele Freunde das trotzdem zu Herzen genommen hatten und sich kardiomäßig untersuchen ließen, war eine unbeabsichtigte, aber erfolgreiche Konsequenz aus seiner Offenheit.

Ist eine neue CD in Planung?
Erik möchte gerne eine Solo CD machen und dazu, wie derzeit sehr oft praktiziert, Freunde des gemeinsamen Wegs einladen. Das Ganze minimalistisch in Mono oder maximal mit 2 Mikrofonen aufgenommen. Neben der MBB ist Erik Trauner noch mit einem akustischen Blues Duo unterwegs.

Auf der CD „Walk the Blues“ sind 4 Gastmusiker zu hören. Ich bat Erik Trauner, jeden Musiker mit einem Satz vorzustellen (Was per Definition bei Erik Trauner nicht möglich):
Petra Toyfl/Gesang: nomen est omen? Nein, die Petra ist die Schwester des Ex-Gitarristen der MBB und somit der Band seit langer Zeit verbunden.
Lilli Kern/Gesang: Sie war eine wunderbare Ergänzung zu Petra Toyfl und ist uns in der Musikszene als Crossoversängerin aufgefallen.

Martina Kucera/Gesang: Sie ist eigentlich keine Bluessängerin im herkömmlichen Sinne, sondern kommt aus dem Singer/Songwriter-Bereich und hat eine faszinierende und ausdrucksstarke Stimme.

Paul Chuey/Brass: Kam durch Zufall als zur Band, weil er wegen eines künstlerischen Engagement seiner Frau in Wien war und eigentlich ein ausgestiegener Rechtsanwalt ist. Leider ist er inzwischen wieder zurück in den USA.

Als sich dann Peter Crow C dazugesellt, konzentriert sich das Gespräch auf die Puchheimer Bluesnacht, derer Initiator Peter Crow C ist. Sie findet nun zu 3. Mal statt, an diesem Abend eben mit dem Headliner, der Mojo Blues Band aber eben auch mit Peters Duoformation Black Patti, einer Rootbluesformation mit Ferdi „Mr. Jelly Roll“ Kraemer. Bei den anderen beiden Bluesnächten waren u. A. Abi Wallenstein, die beiden Hambones Henry Hegen und Micha Maass und die beiden Brüder Schorsch und Dr. Will Hampel zu hören.

Obwohl die Bluesnacht immer ausverkauft ist, bemängelt Peter Crow C das öffentliche Interesse der Medien an solchen Spektakel. Es haut damit die gleiche Kerbe, die bereit Erik Trauner aufgeschlagen hat. Die öffentliche Presse besitzt nach Eriks Meinung nicht mehr die Eigenständigkeit und Dynamik, um auf solche kulturellen Ereignisse, die nicht im Mainstream oder Fokus stehen, einzugehen. Peter Crow C entschuldigte sich aber auch gleich dafür, die neuen Medien wie online Magazine oder Internetradios nicht genügend anzusprechen oder einzubinden. Peter Crow C ist regelmäßig im Münchner Alfonso‘s, demnächst aber ab mit Black Patti ab dem 1.5. auf dem Kemptener Jazzfrühling mit dem Bassisten Uli Lehmann zu hören. So ganz nebenbei hat Peter Crow C noch einen Workshop in Kroatien organisiert, um Gitarristen und Harpern das richtige Gefühl für Timing beim Spielen zu geben.

Pünktlich um 20 Uhr steigen Peter Crow C und Mr. Jelly Roll als Black Patti die Bühne. Das Duo macht Roots Blues und kombiniert auf phantastische Weise akustische Gitarren und den Mandolinensound von Ferdi Kraemer. Dass die Mandoline nicht das typische Bluesinstrument ist, drängen sich erst mal akustische Bilder wie italienische Volksmusik auf. Ferdi widerlegt das aber, indem er mit der Mandoline einen emotionellen Gegenpol zu Peter Crow C seiner Slide- und Resogitarren aufmacht. Auch Johnny Winter verwendete in seinem Song „Bad Luck and Trouble“ auf der LP „Progressive Blues Experiment“ die eher seltene Mandoline.

Das verhaltene Puchheimer Publikum der älteren Generation quittiert diese spannende und mit Stomprythmus unterlegte Musik mit Tanzeinlagen auf den Durchgängen. Die beiden Musikern spielen dann Blues und Spirituals und Songs aus der Feder von Sonny Terry and Brownie McGee. Immer wieder unterstreicht die Mandoline von Ferdi Kraemer die Traurigkeit des Blues. Im Laufe des Auftritts kommen gelegentlich die Musiker der MBB dazu, um an Bass oder Piano auszuhelfen. Trotz der wirklich witzigen Unterhaltung von Peter Crow C lässt sich aber weiterhin das Publikum nur schwer aus der Reserve locken. Hängt das vielleicht am Phänomen „Blues und Alter“? Eine Tatsache, die Erik Trauner auch bereits im Vergleich zu amerikanischem Publikum erwähnt hat. Dort ist man sofort hopp, wenn es den Leuten gefällt, aber ebenso verschwindet man schnell in der Gleichgültigkeit. Ein sehr schwerer Akt als Musiker, hier die Spannung zu halten.

Dann steht der Headliner auf der Bühne. Die Mojo Blues Band aus Österreich gibt sich die Ehre. Und sie spannt einen ganz weitern Bogen, der musikalisch aus der eigenen Vergangenheit über Sonny Boy Williamson zu T-Bone Walker und natürlich zur neuen CD „Walk the Blues“ führt. Wie bereits oben erwähnt ist Erik Trauner ein Füllhorn voll Erfahrungen und Geschichten um den Blues. So erzählt er die Geschichte den Whiskey der Schwarzbrenner, der nachts bei Mondschein gebrannt wird und daher Shine heißt und über die falschen Freunde Johnny Walker und Jack Daniels. Nach Boogienummern wie „I ain‘t funny that way“ kann ich immer noch nicht verstehen, wie 230 Zuhörer auf den Stühlen förmlich festgeklebt sein können. Erik Trauner berichtet von der Cajun Music und von seinem Lieblingsmusiker Clifton Chenier und dem Song „I‘m coming home“ der neuesten CD. Hier spürt man New Orleans Sound, den Swamp Blues aus den Sümpfen am Mississippi und dem Zydeko, also der Musik, die vertriebene Franzosen nach Louisiana gebracht haben.

Eine weitere Geschichte, die Erik Trauner zum Besten gibt, handelt von einer einsamen Radiostation in Greenwood im Mississippi-Delta, wo er den lokalen DJ kennenlernte und ihm aushelfen musste. Bei der folgenden Nummer spannte Trauner den Bogen von akustischen Delta Blues hin zum elektrifizierten Chicago Blues, genau so, wie ihn die Musiker damals vom Mississippi nach Chicago transportiert haben.

Und dann ist da noch die amüsante und unterhaltsame Geschichte über das Huhn, das sich am Bahndamm verlaufen hatte und mit dem heranrasenden Zug kollidierte; Großartig, wie Trauner diese Tragödie mit seinem Slide-Gitarrenspiel untermalte.

Zum Schluss dieses phantastischen Abends treffen sich die Mojo Blues Band und Black Patti noch mal auf der Bühne, um in einer Jamsession zusammen den Blues zu zelebrieren, den die beiden Formationen auf die jeweils sehr persönliche Art repräsentieren: Roots Blues von Black Patti und den Delta Blues der Mojo Blues Band.

Wer das Konzert verpasst hat: Am 26.09.2014 tritt die Mojo Blues Band im Veranstaltungsforum Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck auf. Am 25. und 25. Oktober ist sie in der Stacher Musikbühne in Staudach-Egerrndach zu erleben.