Folksongs zwischen Blues und alten Balladen, dargeboten mit der Energie bekehrter Punkrocker: The Tillers spielen auf „Hand on the Plow“ Lieder nicht nur aus ihrer Heimat in den Kohlenrevieren der westlichen Appalachen.

Man müsse ebensosehr Musiker wie Historiker sein, um Folk zu spielen, meint Multiinstrumentalist Mike Oberst, der gemeinsam mit den Brüdern Sean (Gitarre) und Aaron Geil (Bass) die aktuelle Besetzung der Tillers bildet. Und wenn sie alte Songs über die Not der von den Kohlengruben von ihrem Land vertriebenen Menschen singt, dann ist das für Oberst auch ein Stück Familiengeschichte: Sein Großvater wurde in den 40er Jahren gezwungen, den Bergwerksbetreibern sein Land zu verkaufen. Und das Geld hat er nie vollständig bekommen.

Mit Energie interpretieren die Tillers auch alte Gewerkschaftssongs, singen über Arme im heutigen Amerika – und sind auch gern und oft dabei, bei Benefizveranstaltungen aufzutreten, um Geld für Obdachlose oder gegen die Zerstörung der Berge zu sammeln.

Wo deutsche Liedermacher mit einer Botschaft oft verkrampft und bemüht intellektuell klingen, ist die Musik der Tillers zwischen leichtfüßig tanzbar und wütend das niemals: Hier spielen eben nicht nur die Kämpfer, sondern vor allem die Musiker, die mit ihrer Botschaft auch unterhalten und bewegen wollen. Und bei Stücken wie „I Gotta Move“ treffen der Folk und Bluegrass dann auf Blues (mit einer großartigen Harp von Col. J.D. Wilkes). Hier sind also keine Akademiker des Folk am Spielen sondern Musiker, die versuchen, sich die alten Stile nicht nur anzueignenen sondern im eigenen Stile fortzuschreiben.

„Hand On The Plow“ ist daher ein äußerst unterhaltsames und vielseitiges Album, weniger rockend als Reverend Peyton oder The Dinosaur Truckers. Aber auf jeden Fall lebendiger als ein deutscher Gewerkschaftssänger mit Gitarre.