Americana aus dem Allgäu? Amerikanische Rezensenten waren von dem selbstbetitelten dritten Album des deutschen Quartetts ebenso überrascht wie ihre deutschen Kollegen. Denn die Dinosaur Truckers machen eine Bluegrass-Musik auf Highspeed, die von vorne bis hinten überzeugen kann. Coutnry aus Deutschland hat es normalerweise sehr schwer, um überhaupt in meinen CD-Player zu gelangen. Zu gewaltig sind die durch Truckstopp und Boss Hoss aufgerichteten Vorurteile meinerseits. Aber zum Glück hab ich immer mal wieder alle Vorsicht fahren lassen. Sonst wären mir etwa die Dinosaur Truckers entgangen. Und denen hört man ihre Herkunft überhaupt nicht an, so dicht dran sind sie mit ihrer heftig und rotzig daherkommenden Bluegrassmusic an alternativen Countrybands aus der amerikanischen Indieszene: oft düster mit der Energie des Punkrock, aber immer traditionell in Instrumentierung und Darbietung. Hier wird keine Pseudo-Cowboy-Party im Stile von Boss Hoss zelebriert oder gar Schlagerkitsch wie von Truck Stop. Nein: Hier werden Geschichten erzählt, die manche von der Lyrik her gar mit Townes Van Zandt vergleichen. Das sei dahingestellt. Aber klar ist: Lieder wie „Black Ship“ oder „Burn The Place to the Ground“ sind großartige Beispiele für die dunkle Seite des Country. Nicht so existentialistisch aufgeladen wie bei 16 Horsepower oder Kollegen, dafür dichter dran am klassischen Ideal dessen, was man als „Blues des weißen Mannes“ bezeichnet hat zu einer Zeit, als Country noch nicht zu einem Schimpfwort verkommen war. Das sind Songs aus der Sicht von Menschen jenseits der Glitzerwelt, aus dem Dreck und der Hoffnungsloasikeit, voller Wut und mit einem bitteren Humor, der ansteckend ist.