Was für Lieder könnte man erwarten, wenn Tom Petty Ire wäre? Vielleicht solche, wie man auf „Someone‘s Son“, dem zweiten Album der Band Lucky Bones des Dubliner Songwriters Eamonn O‘Connor findet.

Es ist das erste Lied eines Albums, das einen packen muss. Und hier hat Lucky Bones mit „She Don‘t Know“ ein echtes Juewel ausgewählt. Diese todtraurige Geschichte zerbrechender Träume in der Anonymität der Großstadt kann einem schnell die Tränen in die Augen treiben. Weil man als Dorfheini oder Kleinstadtbewohner genau das gleiche Gefühl entwickelt, wenn man in dieser hektischen Umgebung versucht heimisch zu werden uen ein neues Leben zu finden. Die Träume, die man irgendwann mal davon hatte, werden schnell schal. Die Realität sieht anders aus. Und doch weigert man sich, sich seinen Irrtum einzugestehen.

O‘Connor schafft es auf dem Album immer wieder, solche kleinen Geschichten in Musik zu verwandeln, die ein wenig nach Irland und ganz viel nach amerikanischer Weite klingen. Folrock trifft auf Americana und auf jede Menge unerfüllter Sehnsüchte.

Ob er nun über das Leben on the road oder über Terror im Heiligen Land singt: Für mich sind die Songs immer dann am Besten, wenn es nicht um den ewigen Liebesschmerz des Künstlers geht. Je weniger man versucht ist, zwischen dem lyrischen Ich der Lieder und dem Autoren eine Identität zu erdenken, desto klarer wird, wie gut O‘Connor seine Welt beobachtet und in Verse packt. Hier ist der Sognwriter wieder in der klassischen Funktion des kommentierenden Berichterstatters, der Gegenwart zu hören wie es in den Zeiten des Folkrevivals definiert wurde. Allerdings ein Berichterstatter ohne erhobenen Zeigefinger. Sondern ein lyrischer Sänger, der die Welt mit offenem Herzen begleitet, sich aber niemals zum Prediger aufspielt. Höchstens in „Who‘s Gonna Follow Me Down“, das zwischen Kirchen- und Sozialkritik fast eine Gospelqualität erlangt.