ttb liveSchon zum einjährigen Geburtstag gönnt sich die Tedeschi Trucks Band ein ausgewachsenes Live-Doppelalbum. „Everybody’s Talkin“ ist eine mitreißende Rock&Soul-Revue, die an die großen Konzertalben der frühen 70er Jahre erinnert.

 

Ich gestehe es freimütig: eigentlich hatte ich keine Lust drauf gehabt, dieses Album zu rezensieren. Klar – „Revelator“ war als Mischung aus sonnigem Blues und Soul nicht schlecht. Aber den ganzen Hype um die elfköpfige Truppe konnte ich danach dennoch nicht nachvollziehen. Und dass das dann gleich unter die besten Blues-Alben des letzten Jahres kam noch weniger. Aber man sollte ja nicht mit seinen Vorurteilen an ein neues Album herangehen. Und so kam dann doch ziemlich schnell eine ganz große und freudige Überraschung: „Everybody’s Talkin“ ist für mich eines des besten Live-Alben nicht nur dieses sondern auch der letzten Jahre. Selten hat es eine Band für meine verwöhnten Ohren geschafft, an die für mich prägenden Live-Alben wie etwa „Live At Fillmore East“ oder „Mad Dog & Englishmen“, den „Woodstock Soundtrack“ oder ähnliche Meisterwerke anzuknüpfen.

Gerade die Erwähnung der Allmans oder des jungen Joe Cocker mit seiner durchgeknallten Soulrevue in der frühen Nach-Woodstock-Zeit geschieht hier nicht zufällig. Denn sowohl der Blues/Southern-Rock der Allmans als auch der rockende Soul von Cocker stehen auch bei der Tedeschi Trucks Band im Zentrum des Geschehens. Vom „Revelator“ finden sich auf den zwei üppig gefüllten Scheiben lediglich drei Stücke. Andere Nummern stammen etwa von Stevie Wonder, aus dem Klassiker-Fundus des Blues oder auch von John B Sebastian oder Bobby „Blue“ Bland. Und wie in den 70er Jahren schreckt die Band auch nicht davor zurück, live wirklich die konventionellen Songgrenzen durch ellenlange aber immer inspirierte Soloeinlagen zu sprengen. Natürlich darf Derek Trucks seine Slide-Gitarre spielen bis zum abwinken. Aber auch die fette Hornsection kommt ausgiebig zum Einsatz: großartig etwa das Trompetensolo von Maurice Brown in dem 16 Minuten langen „Uptight“. Und selbst ein doppeltes Schlagzeugsolo im gleichen Stück ist niemals langweilig oder gar überflüssig.

Dadurch dass hier gleich elf Musiker auf der Bühne stehen, ergibt sich eine musikalische Vielseitigkeit, die mir bei „Revelator“ auf Albumlänge dann doch ein wenig gefehlt hatte. Und die Songauswahl ist auch eine derartige, dass schon damit eine Spannbreite geschaffen wird, die den Bluesrocker ebenso begeistern kann wie die Freunde der Soulstimme von Susan Tedeschi.{module nathan}