Wie eine Zeitreise in die Hochzeit des klassischen Rhythm & Blues kommt einem das Debüt von Adrianna Marie vor. „Double Crossing Blues“ erinnert an die späten 40er Jahre mehr als an die Zeiten des elektrischen Blues etwa einer Koko Taylor.
 

Die Musik swingt, die Stimme erinnert an Dinah Washington oder Helen Humes – man könnte sich in einen verrauchten Nachtclub irgendwann kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs versetzt fühlen. Doch dann knallt einem eine Gitarrenlinie in die Ohren, die eindeutig vom späteren Albert King inspiriert ist. Adrianna Marie und ihre Groovecutters haben sich für das Album eindeutig an den Sounds der späten Bigbands orientiert. Doch auch wenn sie Klassiker von Helen Humes, Louis Jordan oder Big Maybelle interpretieren, kommen sie nicht umhin ihre eigenen Biographien in den Sound einzubringen. Und so hört man Anklänge an Rockabilly und Country ebenso wie an den elektrischen Blues der 50er in Chicagoer Clubs, eine deftig röhrende Bluesharp inklusive.

Als Sängerin ist Adrianna Marie heutzutage allerdings ziemlich einzigartig: Statt sich wie viele um die Nachfolge von Koko Taylor zu bemühen, ist sie in jedem Moment elegant, sophisticated und reserviert. Ebenso wie man es von einer eleganten Nachtclubsängerin in den 40er Jahren erwarten würde. So ist „Double Crossing Blues“ eine wunderbar tanzbare musikalische Zeitreise geworden. Die Nominierung für einen Blues Music Award für das beste Debüt 2014 ist absolut verständlich.