Wissenschaftler und Ingenieure aus Deutschland, Dänemark und Schweden trafen sich am 11. und 12. November beim 2. Forum „Energie“ am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg und berieten über den Stand und die Zukunft von Technologien und Forschung rund um die Ostsee.

Der Baltische Raum hat einen Modellcharakter. Während Dänemark von Windparks geprägt wird, macht sich Norwegen die Kraft des Wassers zu Nutze. Finnland und Schweden gewinnen ihren von Strom aus Atomkraft. In Deutschland bestimmen der Ausstieg aus der Atompolitik, der Klimaschutz und die Investitionen in erneuerbare Energien die tagespolitische Diskussion. „Wir sahen uns die Probleme vorrangig aus technischer uns wissenschaftlicher Sicht an“, äußert Prof. Friedrich Wagner vom Greifswalder Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP). Passend zum diesjährigen Wissenschaftsjahr der Energie widmet sich das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Kooperation mit dem IPP den Energietechnologien an der Ostsee. „Wir wollten uns diesem Raum mit seinem Besonderheiten widmen“, so Prof. Bärbel Friedrich, Wissenschaftliche Direktorin des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs und Mitglied des Wissenschaftlichen Komitees des Forums. Dafür luden sie Biologen, Chemiker, Physiker und Ingeneure aus Dänemark, Schweden und Deutschland ein.

Optionen für die zukünftige Energieversorgung Deutschlands eröffnete Prof. Fritz Vahrenholt bei der 22. Greifswalder Rede des Alfried Krupp Kollegs Greifswald am Donnerstagabend. „Die Nachfrage nach Energie wird weltweit steigen“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung von RWE Innogy. „Wir müssen einen Weg zu Augenmaß und einem Energiemix finden, der es erlaubt Arbeitsplätze zu behalten.“ Die bloße Reduzierung von CO2 genüge nicht. Deutschland habe zwar keine großen Ressourcen an Öl oder Gas, aber eine hoch entwickelte Ingenieurskunst. „Diese müssen wir nutzen, um die Welt zu verändern“, meinte er. Aus seiner Sicht sei die Bundesrepublik nicht zu einhundert Prozent aus erneuerbaren Energien versorgbar und sprach für eine Energiediskussion mit mehreren Zukunftsszenarien aus.

Im Rahmen des freitäglichen Forums standen erneuerbare Energien (Wind, Solar), Katalysetechniken (Wasserstoff), Kernspaltung und –fusion sowie die Frage der Energienetze im Fokus und zur Diskussion. „Der Stand der Katalysetechniken sind der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt“, so Bärbel Friedrich von der Berliner Humboldt Universität. „Das Innovationspotential ist eine Chance für Deutschland.“

China, Indien und Korea holten auf dem Gebiet der Kernfusion seit den letzten Jahren deutlich auf. „Wir stehen in einem anregenden wissenschaftlichen Austausch“, berichtet Prof. Friedrich Wagner vom IPP. Ab 2050 ist sie nach Ansicht von Prof. Hartmut Zohm vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching einsetzbar. Zu spät sei dies nicht. „Die Versprechung der Fusion ist groß. Sie ist umweltschonend und Deutschland ist darin Spitze“, ergänzte er.  In Bezug auf die erneuerbaren Energie sagte Prof. Alfred Voß vom Stuttgarter Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung in seinem Vortrag über eine nachhaltige Energieversorgung in Europa: „Die Schwelle der Wirtschaftlichkeit haben wir bei ihnen bis jetzt nicht erreicht.“ Von der Politik in Deutschland und in Europa forderte er Rahmenbedingung, die sowohl für einen energiewirtschaftlichen Wettbewerb als auch einen effizienten Klimaschutz ermöglichen.