Für Musik zwischen Celtic Soul und persönlicher Rückschau auf Niederlagen und Drogensucht hat Kevin Rowland seine alte Band Dexys wieder für ein Album zusammengeholt. „One Day I’m Going To Soar“ knüpft an das 1985 kommerziell gefloppte „Don’t Stand Me Down“ an.
Der Beginn führt gleich auf eine falsche Fährte. Wenn „Now“ mit Piano und Streichern losgeht, dann erwartet man eigentlich eine getragene Soulballade. Doch nach einer Minute kippt der Song in einen heftigen Rhythmus und zerstört jegliche Beschaulichkeit. Dafür ist er wieder da, dieser ganz typische Soulsound der Dexys.
Thematisch schlägt das Album einen großen Bogen zwischen persönlichen Niederlagen und der irischen Geschichte. Und man kann sogar so weit gehen, das Album in seiner Abfolge als ein Konzeptwerk zu begreifen, was von der Entwurzelung und dem Zerplatzen sämtlicher Träume handelt. Immer wieder sind es die Brüche in den Songs und zwischen ihnen, die einen mitreißen: Es ist nicht einfach, seinen Ort in der Welt zu finden, die Liebe zu verstehen und mit seiner eigenen Persönlichkeit auszukommen. Spannend sind hier besonders die Duette mit Gesangspartnerin Madeleine Hyland, die eigentlich als Shakespeare-Darstellerin bekannt wurde. Immer wieder kommt es so auch musikalisch zu Brüchen, kippen Lieder in völlig neue Stilrichtungen vom Soul a la Van Morrison oder Al Green hin zu folkigen Exkursionen zum 80er Jahre Sound der Band, die damals noch jugendlich als Dexys Midnight Runners firmierten.
„One Day I’m Gonna Soar“ ist ein ambitioniertes Stück Songwriter-Soul. Es steht zu keinem Zeitpunkt in der Gefahr, die Hörer mit Liedern wie „Come On Eileen“ auf die Party-Schiene zu locken. Doch wer darauf verzichten kann, hat hier ein absolut faszinierendes Soulalbum mit keltischen Wurzeln.