WP-Rezension-LiteraturAls literarischer Müllschlucker kommt man an ihnen nicht vorbei: Verschwörungsthriller. Das Rezept ist ganz einfach: Man nehme eine kleinere oder größere Prise Realität, füge böse Feinde hinzu und lasse die Guten gegen die Katastrophe antreten.

Es gibt da grob gezeichnet zwei Varianten des Verschwörungsthrillers: Politthriller und Historien-/Mystery-Thriller. Die Polit-Geschichten haben es im Normalfall mit einer größeren Prise Realität zu tun. Denn schließlich leben sie davon, das die Realität der Gegenwart oder einer näheren Zukunft plausibel sein soll. Und wer kann so was besser schildern als ein Politprofi?

Bill Clintons ehemaliger Verteidigungsminister William S. Cohen (er gehörte als einziger Republikaner zur Regierungsmannschaft der Demokraten) schildert in seinem Roman „Die Verschwörer“ eine Intrige zwischen russischer Mafia und chinesischen Hardline-Militärs gegen die USA. Ziel der chinesischen Militärs ist eine Wiedereroberung Taiwans und die Rückkehr zu den Prinzipien Maos.

Das ganze spielt nach den Ereignissen vom 11. September und bringt demzufolge die ganze Sicherheitshysterie der USA ebenso mit hinein wie die Bestrebungen, durch Präventivschläge Stärke zu demonstrieren. Doch der Held des Buches – ein Vietnam-Veteran/Kriegsheld, der nach der Ermordung seines Vorgängers zum Verteidigungsminister ernannt wurde – stellt sich dem entgegen, will eine Politik der Verständigung mit den Chinesen erreichen. Gegenspieler in der Regierung ist der nationale Sicherheitsberater des Präsidenten, der am liebsten einen neuen kalten Krieg starten möchte. Dann gibt es noch die Nebenlinie: Russischer Mafioso/Oligarch will Präsident werden und eine Allianz mit Deutschland schmieden. Doch letztlich wird er von den chinesischen Militärs, für die er Morde und Terroranschläge organisiert hat, abserviert.

Das Buch ist – für einen Thriller nicht unbedingt die Regel – ausgesprochen ausgewogen in der Darstellung der verschiedenen politischen Vorstellungen in den USA ebenso wie in Europa. Ein wenig klischeemäßig ist aber die Darstellung Russlands geraten. Und ob es in der chinesischen Armee tatsächlich solche Hardcore-Maoisten gibt, ist auch nicht klar. Für mich als Deutschen ist nicht klar, ob die dargestellte rechte Miliz-Szene in den Staaten wirklich schon derartig radikalisiert ist.

Die Handlung ist auf jeden Fall rasant und packend und lässt einen nicht wegen offensichtlicher Fehler aufstöhnen. Somit kann man sich mit „Die Verschwörer“ paar schöne Leseabende gönnen.