WP-Rezension-LiteraturWenn es einen Preis für die schlimmste Verhunzung eines Titels zu geben, hätte dieses bei Knaur erschienene Büchlein einen Platz in den Top 3 sicher: Das von dem holländisch-tschechischen Amerikaner geschriebene Buch über seinen Aufenthalt im Südseestaat Kiribati hat überhaupt keinen Bezug zu Billard. Kokosnüsse kommen (notgedrungen) vor.

kannibalen_268557270Aber eigentlich geht es um was ganz anderes: Was tut ein Mensch, der am liebsten dem Müßiggang frönen würde nach dem Studium, wenn einem die Geldeintreiber auf dem Hals hocken? Mit seiner bezaubernden Freundin zieht der Autor ans wirkliche Ende der Welt, in den Inselstaat Kiribati, wo es außer jeder Menge Umweltverschmutzung, Fisch und eben Kokosnüssen kaum was gibt. Seine Frau hat einen Job bei einer Entwicklungshilfeorganisation angenommen und versucht die Ernährungslage auf den Inseln zu verbessern. Was allerdings bei dem unfruchtbaren Boden aussichtslos ist. Und der Autor versucht sich als Schriftststeller – landet aber prompt in einer Phase der Schreibblockade. Also surft er, kümmert sich um streunende Hunde und lästert liebevoll über Gott und die Welt.

Umwerfend etwa die Schilderung, wie Miles Davis‘ Album „A Kind of Blue“ das endlose Dröhnen von La Macarena für mehr als eine halbe Stunde zum verstummen bringt. Oder wie die Suche nach Neuigkeiten über den Lewinsky-Skandal zum Scheitern verurteilt ist.

Die Sehnsucht nach der einsamen Insel wird nach der Lektüre des amüsanten Buches anders aussehen, als in den bisherigen Träumen. Doch wenn man wirklich etwas über das Leben unter ehemaligen Kannibalen wissen will, dann ist Troosts Buch eine gute Empfehlung. Und auch die Schilderung einer Segeltour mit einem Trimaran bei Sturm durch die Korallenriffe ist mehr als spannend.

J.Maarten Troost: Billard mit Kokosnüssen. Willkommen in der Südsee