Jan Hirte ist einer der wichtigsten Gitarristen nicht nur in der Berliner Szene. Und seine Band Blue Ribbon sollte man eigentlich seit Jahren überall kennen. „Let It Roll“, eingespielt mit der fantastischen Sängerin Ellen Wendt, jedenfalls ist mal wieder eine tolle Mixtur aus Blues, Soul und klassischen Rhythm & Blues geworden.
 

Ja ich weiß, die Gitarrenhelden mit ihren endlosen Soloausflügen machen live ne Menge Spaß. Bluesrock, yeah! Aber je älter ich werde, desto mehr lerne ich die Musiker zu schätzen, bei denen es auf die feinen Nuancen, die Zwischentöne und die fortgelassenen Noten ankommt. Und Jan Hirte ist so ein Gitarrist, der sich zurücknehmen kann, ohne damit im Sound zu verschwinden. Konzentriert und klar etwa die Anmerkungen von Jan Hirtes Gitarre bei seiner Version von „Breaking Up Somebody‘s Home“. Oder noch besser im Instrumental „Dark Shuffle“, mit dem das Album losgeht.

Das ist eine Tugend, die auch die anderen Mitglieder von Blue Ribbon auszeichnet. Solo ja, aber nur so lang, man damit die Geschichte des Liedes weitererzählen oder einen neuen Kommentar dazu abgeben kann. Ansonsten ist das eine Band, die groovt, wo es sein muss, die hemmungslos dahinswingen kann („08-16“!), die in jedem Moment die Spannung hält und einfach Spaß macht.

Auch wenn Hirte als Sänger keiner der schlechtesten ist: Am meisten Spaß macht „Let It Roll“ doch dann, wenn seine Gitarreoder das Klavier bzw. die Orgel von Matthias Falkenau im Kontrast zu der warmen und kraftvollen Stimme von Elen Wendt treten. Ob sie nun voller Spannung Willie Dixons „Bring It On Home“ singt oder das mit Hirte selbst geschriebene „Any World That‘s Changing“: das ist große Klasse. Und allein mit Hirtes Gitarre bei den zwei Bonustracks wird klar, dass Wendt auch den Classic Blues der 20er Jahre derartig gut draufhat, dass man fasziniert vorm Player sitzt.

„Let it Roll“ – absolut empfehlenswert für Freunde klassischer Blues- und Soulmusik, die auf aufgereckte Rockismen verzichten können. (Stormy Monday)