Klezmer und jiddische Musik ist im Zuge der Balkan-Beat-Hysterie momentan mal wieder bei fast jeder Straßenband zu erleben. Meist vermischt mit Balkan-Folklore, Ska und allen möglichen anderen Musikstilen. Zum Tanz und Feiern ist das ganz sicherlich die richtige Mischung. Doch ist Klezmer wesentlich mehr als das. Einen Überblick über die frühesten Aufnahmen der Musik jüdischer Musiker aus Europa und den USA bietet der 4CD-Sampler Yiddish Songs, den Membran veröffentlicht hat.
Klezmer ist ursprünglich die Volksmusik osteuropäischer Juden. Da finden sich Tänze zu verschiedenen Anlässen ebenso Lieder mit und ohne Worte. Neben den musikalischen Wurzeln die bis zum Psalmgesang zurückreichen finden sich im Klezmer ebenso Einflüsse aus den verschiedenen Regionen, in denen Juden seit dem frühen Mittelalter lebten. Besonders deutlich sind etwa Anklänge an die Musik osteuropäischer Zigeuner zu erkennen. Das liegt wohl daran, dass Musiker beider Völker oft gemeinsam auftraten oder gar musizierten. Denn Klezmer-Musiker waren im Wesentlichen Wandermusiker, die vor jüdischem und nichtjüdischem Publikum auftraten.
Ein Zentrun der Klezmer-Musik war im 19. Jahrhundert die Region um Odessa am Schwarzen Meer. Dort lebten etwa 96 Prozent der jüdischen Einwohner des zaristischen Russlands. Die Klezmorim traten hier vor allem in Clubs im Vergnügungsviertel der Hafenstadt auf. Hier entwickelte sich eine Form des Musizierens, die stark auch Improvisation einbezog und den Übergang jüdischer Musiker in den Jazz sehr erleichterte.
Ein Beispiel dafür ist etwa Benny Goodman, der als Klarinettist ursprünglich aus einem jüdischen Orchester kam. Auf dem Sampler ist er mit „Shirt Tail Stomp“ vertreten. Es finden sich aber auch Titel des Yiddish Swingtette oder The Gilt Edged Four, die diese Verbindung belegen. Den Hauptteil der 4CDs nehmen allerdings traditionelle jüdische Tänze und Lieder ein, die teils in Europa, zum größten Teil wohl in den USA zwischen 1911 und 1950 aufgenommen wurde. Da finden sich frühe Superstars der Klarinette wie Naftule Brandwein oder David Tarras, aber auch die jüdische Kabarettsängerin Molly Picon. Aber auch heute als Klassiker der jiddischen Musik wie „Es brennt“.
Dem mit guten Liner Notes zur Geschichte der jüdischen Musik versehenen Sampler fehlen lediglich konkrete Aufnahmedaten zu den einzelnen Liedern. Auch konnten aus Platzgründen leider nicht alle vertretenen Musiker biografisch vorgestellt werden.