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Willie Dixons Namen kennen so ziemlich alle Fans des Blues aus Chicago. Als Songschreiber, Bassist und Talentförderer für seine Plattenfirma Chess taucht er so ziemlich auf allen wichtigen Bluesplatten seit den späten 40er Jahren. Weniger bekannt ist er zu Unrecht für eigene Aufnahmen. "Willies Blues" ist ein Album, das Dixon gemeinsam mit dem Pianisten Memphis Slim 1959 aufnahm.

 

Begleitet werden sie dabei von Saxophonist Al Ashby, Gitarrist Waly Richardson und Schlagzeuger Gus Johnson.

Die Lieder (abgesehen von den zwei Solonummern von Memphis Slim) folgen dem Schema des Country-Blues, der zur Zeit der Aufnahmen eigentlich schon fast ein Fall fürs Museum war. Da fehlt die rockende Intensität der elektrischen Band von Muddy Waters, ist auch nichts von den Ausflügen in den Rock 'n' Roll eines Chuck Berry zu hören. Stattdessen erzählt Dixon ruhig seine Bluesgeschichten und wird dabei von seinen Mitmusikern ruhig und unangestrengt begleitet. Doch das Ergebnis ist alles andere als langweilig, hat sogar äußerst humorvolle Momente. Da stottert sich der 300 Pfund schwere Dixon durch "Nervous", kann er kaum flüssig zum Ausdruck bringen, wie nervös ihn diese eine bestimmte Frau macht. In  "Good Understanding" schildert er das seltsame Verständnis von Hunden, die gemeinsam an einem Knochen nagen, ohne ihn sich gegenseitig streitig zu machen. Und in dem durch Howlin Wolf bekannt gewordenen "Built for Comfort" preist er sein Gefühl für Bequemlichkeit bei der Damenwelt an.

Memphis Slim, der vor allem in Europa für Jahrzehnte als Inbegriff des Bluespianos galt, hat mit "Slim's Thing" und "Go Easy" zwei Titel zum Album beigesteuert und kann dort seine Meisterschaft ausspielen. Insgesamt ist das Album ein großartiges Beispiel für die Kunst zweier Musiker, die auf ihre ganz verschiedene Weise den Blues über Jahrzehnte hin geprägt haben. Empfohlen sei es all denen, die den Blues als eine Form des Geschichtenerzählens lieben und nicht nur als Vater des Rock 'n' Roll.