Sehen so Revolutionäre aus? King Oliver's Revolver aus SchwedenPopmusik und Provokation gehören von Anfang an zusammen. Doch womit sollte man heute noch wirklich provozieren? Die Methode von Lady Gaga ist eine Möglichkeit. Doch bei der bleibt die Musik leider auf der Strecke. Konsequente Modernitätsverweigerung in der Musik könnte eine andere Variante sein.

Als Bob Dylan damals in Newport plötzlich mit den Typen von der Paul Butterfield Blues Band auf der Bühne stand, war das ein revolutionäres Statement. Oder es wurde zumindest als ein solches wahrgenommen. Als er später dann plötzlich auf Platten und Konzertbühnen zum Prediger wurde, war es ähnlich. Nur dass es von den Rockfans übler aufgenommen wurde als das vorher von den Folkbesessenen. Auch Hendrix' "Zerlegung" der amerikanischen Nationalhymne oder Sinnead O'Connors Aktion mit dem Papst beim Geburtstagskonzert für Bob Dylan fallen unter die Kategorie der geglückten Provokation.

Was das Herumgeprolle der Gallagher-Brüder über alle Freunde und Gegner von Oasis im Übrigen als das abqualifiziert, was es ist: Blödes Gequatsche ohne wirklichen Belang. Und auch die immer mal wieder aus der journalistischen Rumpelkiste geholten "Feindschaften" (wahlweise zwischen den Ärzten und den Toten Hosen oder zwischen Westernhagen und Grönemeyer) taugen nun wirklich nichts zu einer echten popkulturellen Provokation. Wobei musikalisch ja eh schon sämtliche Stilkombinationen und ethnischen Aufhübschungen ausgereizt sind.

Wenn man in dem Zusammenhang dann einige der bemerkenswerten Alben der letzten Monate hört, dann fällt auf, dass die scheinbar auf jegliche Provokation verzichten und doch provokanter sind, als sämtliche Gaga-Singles und -Remixe. Musiker wie der Australier C.W. Stoneking oder die schwedische Kapelle King Oliver's Revolver gehören ebenso dazu wie der aus St. Louis stammende Songwriter Pokey LaFarge mit seiner Band. Allen gemeinsam ist eines: Eine konsequente Hinwendung zu Musikstilen der 20er bis 40er Jahre. Ernsthaft und ohne Rockismen werden die Stücke dargeboten. Doch es handelt sich nicht (und das unterscheidet die Genannten etwa von Vertretern des letzten Swingrevivals vom Schlage Big Bad Voodoo Daddy oder The New Morty Show) um Cover alter oder neuer Stücke, die in ein entsprechend swingendes Gewand gekleidet werden. Nein: Auf Alben wie "Jungle King" oder "Gospel of the Jazz Mans Church" werden im alten Stil ganz heutige Geschichten erzählt. Auch wenn sie natürlich in jeder Zeile die ganze lange Geschichte nicht nur des Pop sondern der christlichen Kultur überhaupt mitspiegeln. In gewisser Weise setzen diese Musiker die Traditionslinie fort, die Bob Dylan und The Band damals bei den legendären Sessions in Woodstock aufgenommen haben: Es klingt in ihnen das "alte unheimliche Amerika" mit, wie es Greil Marcus seinerzeit untersucht hat. Aber ebenso – gerade bei King Oliver's Revolver – auch die Geschichte Europas und des sogenannten christlichen Abendlandes und seiner Kolonien. Wobei hier auch die Zusammensetzung der Band schon dafür steht – immerhin gehört die Rhythmusgruppe auch noch zu einer der bekannten Tangokapellen Schwedens.

Natürlich nehmen diese Musiker auch die Ergebnisse etwa des Swing-Revival in den 90er Jahren in den Vereinigten Staaten mit auf. Hier allerdings die Bands, die damals konsequent versucht haben, ihre eigene Musik in den überlieferten Traditionen zu finden. Ich erinnere hier nur mal an die großartigen Squirrel Nut Zippers – von denen Mitglieder erklärte Fans von King Oliver's Revolver (und umgekehrt) sind.

Ob diese Provokationen bei den Popkonsumenten allerdings ankommen, darf bezweifelt werden. Denn solch sperrige und hemmungslos unmoderne Alben werden in der medialen Öffentlichkeit ja eher als Kuriositäten wahrgenommen. Und so lange eine Lady Gaga mal eben bei Google einen Hausbesuch macht, ist das als Hintergrundbericht wesentlich interessanter (auch wenn noch kein Reporter zu dem Zeitpunkt ihr neues Album schon gehört hatte) als etwa mit Pokey LaFarge durch sein St. Louis und dessen reiche musikalische Geschichte zu streifen. Oder gar dem erstaunlichen Seemansgarn von C.W. Stoneking und seinen Erinnerungen an New Orleans zu lauschen.

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