„Wir lachen, weil wir – noch! – überleben.“, schreibt der österreichische Komponist und Kabarettist Georg Kreisler in den Anmerkungen zu seiner CD „Wenn ihr lachen wollt…“. Am 22. November 2011 ist er in Salzburg gestorben.
Es war nur kurz nach dem 11. September, dass allgemein das Ende der Spaß-Gesellschaft verkündet wurde. Schon kurze Zeit später waren die allgegenwärtigen Witzbolde dabei, sich zu großen Wohltätern am ach so gepeinigten deutschen Volk zu stilisieren. Und Blondinen, die sonst allgemein als „Luder“ verschrieen waren, sahen sich plötzlich als Lichtgestalten für das geängstigte und verunsicherte Volk. Darüber müsste man lachen, wenn es nicht eigentlich tieftraurig wäre. Widerstand scheint sich nicht zu regen. Stattdessen führen die westlichen Länder mal wieder Krieg und die Kleingärtner in Mecklenburg-Vorpommern planten, mit einer eigenen Partei in den Wahlkampf einzugreifen. Damit sollen endlich auch die Meinungen der von Kreisler so genannten „Blumengießer“ in den Parlamenten vertreten werden.
Der schwarze Humor Kreislers, der von vielen noch immer nur mit Liedern wie dem unsterblichen „Tauben vergiften“ in Verbindung gebracht wird, legt auch heute noch seinen Finger genau dorthin, wo es wehtut: Alberne Eitelkeiten der Menschen („Professor Dr. Med.“), die Sucht nach Gewaltberichten („Der Paule“), das Gieren nach neuen Kriegen („Man soll uns nie mehr wieder“) oder die Sprachlosigkeit vor dem geisttötenden Fernsehprogramm. Wir lachen, weil wir uns erkannt fühlen. Doch das Lachen fällt schwer und macht melancholisch. Aber es gerade diese Schwermut, die die Lieder Kreislers aus dem alltäglichen Lacheinerlei heraushebt. Bitter konstatiert er den Zustand seines Berufsstandes, der Kabarettisten: Sie seien Stimmenimitatoren geworden und Hosenherunterlasser, hätten Spaß daran, nichts zu sagen zu haben. Und das Publikum lacht darüber, weil es einfacher ist, als sich fürs Nachdenken Zeit zu nehmen.
Kreisler selbst, der sichnach 45 Jahren als Sänger von den Bühnen verabschiedet hatte, hatte mit seiner Partnerin Barbara Peters in den letzten Jahren zahlreiche Lieder neu aufgenommen und Bücher mit Kurzgeschichten veröffentlicht („Worte ohne Lieder“). Und er hat die Opern wie „Der Aufstand der Schmetterlinge“ geschrieben.
Aus all seinen Liedern und Texten spricht eine tiefe Einsamkeit, das Gefühl in diesem Lande nicht zu Hause zu sein. Kreisler selbst bezeichnet sich als heimatlos: von Osterreich ausgebürgerter amerikanischer Staatsbürger, der zur Zeit in Basel lebt und sich nur weil er Jude ist für Israel mehr interessiert als beispielsweise für Bulgarien. Da ist nur die Sprache, die Heimat gibt. Und der Kampf gegen die Geistlosigkeit und Banalität der Zeit; gegen das Fernsehen, das jede Kunst abtötet und die Menschen vom Denken abhält.
Doch er ist bei aller Bitterheit im Innersten ein Optimist geblieben. Der Aufstand der Schmetterlinge, der Kleinen und Wehrlosen gegen die herrschende Gewalt und den alles benebelnden Reichtum bleibt immer noch eine zu erhoffende Möglichkeit. Wenn denn sich denn Menschen finden, dir bereit sind, zuzuhören und auch ihre Meinung zu sagen, egal wie unbequem und scheinbar altmodisch sie sein mag.