Wir reden über Musiker und Künstler, die mit ihrer Musik und Bühnenshow dazu beitragen, unseren Alltag angenehmer zu gestalten. Mir hat Musik auch immer dann geholfen, wenn mal wieder einer dieser unvermeidlichen oder vermeintlichen Rückschläge im Leben eintrat.
Was oft übersehen oder nicht wahrgenommen wird ist, dass hinter jedem erfolgreichen Künstler Menschen stehen, die an ihn glauben und ihm den Weg zum Erfolg bereiten. Im Bereich der Mainstreammusik ist der Künstler Teil des Produktionsapparats der zwangsläufig ergebnisorientierten Musikindustrie und damit potentiell fremdbestimmt (Ausnahmen gibt es auch hier).
Unser Spektrum der Blues- und Jazzmusik bewegt sich in anderen Bahnen. Die ‚Großen‘ Labels sind gemessen am Standard klein und in der Regel nicht üppig finanziert. Die wirtschaftlichen Risiken der Inhaber von Indepedent Record Companies sind groß – umso mehr bewundere ich diejenigen, die aus Enthusiasmus und Freude an der Musik dieses Risiko auf sich nehmen und zeigen, dass mit überschaubarem Aufwand großartige Musik produziert und verfügbar gemacht werden kann.
Ohne Sirens Records wäre meine Musiksammlung erheblich ärmer. Sirens steht für authentischen Chicago Blues, Gospel und Jazz. Unter anderem produzierte und produziert das Label die Chicagoer Bluesgrößen Katherine Davis, Erwin Helfer, Barrelhouse Chuck, Pinetop Perkins und Detroit Junior. Im Jazz- und Gospelbereich findet man Earma Thompson, Jessy Dixon, Reverend Dwayne R. Mason, Donald Gay und viele andere.
Das ist keine Mainstream Musik, das ist hochwertige, zeitlose Unterhaltung. Es mag Zufall sein, dass Erwin Helfer auf seiner jährlichen Deutschland-Tour in meinem Umfeld im Schloß Landestrost auftritt – aber es passt. Barrelhouse Chuck und Kim Wilson gehören sicherlich eher in einen Club. Das spielt alles keine Rolle, wenn ich zu Hause ein Album zum Anhören suche.
Bei Sirens finde ich die Musik für jede Stimmung. Die Produktionen sind sauber, die Aufnahmen klar und transparent, die Pressungen einwandfrei und das Booklet ist mit viel Aufwand und Engagement äußerst informativ gestaltet. So soll es sein – ich ordne die CDs in den audiophilen Bereich ein.
Der Gründer, Betreiber und Mastermind von Sirens Records ist Dr. Steven Dolins. Seiner Begeisterung und seinem Engagement verdanken wir nunmehr viele herausragende Alben. Dolins ist Computerspezialist und arbeitete langjährig in der Computerindustrie bevor er 2002 als Professor mit dem Spezialgebiet Datenbank Management an die Bradley University berufen wurde.
Er sagt, dass er Sirens Records wegen seiner Liebe zum Piano gegründet hat und um seinem Mentor Erwin Helfer – der sein erster Pianolehrer war – etwas zurückzugeben. Sirens Records sieht er als seine Möglichkeit, die große Chicagoer Tradition (1920 – 1970) des Blues Pianos, der Gospel- und Jazzmusik zu erhalten und fortzusetzen. Er weiß, dass Chicago weiterhin eine Vielzahl junger Talente beherbergt, die sich der Tradition verpflichtet fühlen und denen er einen Raum schaffen möchte, damit sie gehört und wahrgenommen werden.
Entsprechend enthalten Alben wie „Heavy Timbre“ von Originalinterpreten eingespielte Aufnahmen. Andere Alben wie die von Barrelhouse Chuck präsentieren zeitgenössische Musiker, die sich der Tradition Chicagos verpflichtet fühlen.
Steven Dolins weist zu Recht stolz darauf hin, dass er „Heavy Timbre“ 1976 als 19jähriger aufgenommen hat.
Selbstverständlich weiß Steven Dolins, dass auch ein Independent Label gewinnbringend arbeiten muss. Sein Vorteil liegt u.a. darin, dass er mit Künstlern zusammenarbeitet, die nicht zwingend ‚profit loss‘ getrieben sind. Steven Dolins erzählt eine kleine Geschichte, die kurz und präzise seine Motivation erklärt:
„I took Earma Thompson to New York City to appear on Marian McPartland’s “Piano Jazz” program some years ago, and I explained my mission and vision for The Sirens Records to Marian. Marian responded by telling me it’s a much more worthwhile hobby than playing the horses; she meant I wasn’t going to get rich from this endeavor. But for me, I see value in making the music accessible, making the musicians feel appreciated, and honoring the tradition. And I am stubborn and driven to make that happen.“
Ich schätze diesen sympathischen und angenehmen Mann so ein, dass er genau das auch weiterhin tun wird.