CoverDüster und gespenstisch geht es zu in den ländlichen Regionen des Mittleren Westens. Jedenfalls in den Liedern von The Pines. Es ist kein heimeliges Heimatgefühl, was sich breit macht. Es ist dieses „alte unheimliche Amerika“, was Greil Marcus schon für die Wurzeln von Dylan oder The Band ausgemacht hat, was sich in den Songs auch ihres neuen Album „Dark So Gold“ wiederspiegelt.

Da schreien die Krähen über verlassenen Landschaften, da ist man schon beim Aufstehen am Morgen einsam. Und nirgendwo zeichnet sie so etwas wie Zuversicht am Horizont ab. Oder ist das alles nur eine Traumwelt, die die Band um Benson Ramsey und David Huckfelt da zeichnen? Gibt es Freude und Hoffnung trotz der Alpträume? „Genau so klingen Farmen“, meinte ein Rezensent im Internet. Und das war kein Musikexperte, sondern einer, der das Leben auf den Farmen des Westens kennt. Es ist wenig Hoffnung, es ist viel Dunkelheit. Und Frohsinn gibt es höchstens nachdem man den Kopf mit diversen Zügen aus der Schnapsflasche betäubt hat.

Völlig zu Recht haben Kritiker „Dark So Gold“ als eines der formvollendedsten Americana-Alben des Jahres gewürdigt. Denn hier stimmen sämtliche Nuancen. Es bleiben beim Hören keinerlei Zweifel daran, dass die Lieder genau so klingen müssen, dass die Songreihenfolge ebenso wenig zufällig ist wie die einzelnen Verse oder die Instrumentals „Moonrise IA“ oder „Losing The Stars“. Wenn man bei den Jayhawks (die aus der gleichen Region wie The Pines stammen) eher ein fröhliches und unbeschwertes Amerika erlebt, dann bekommt man mit „Dark So Gold“ das düstere Gegenstück zu hören. Und man weiß letztlich nicht mehr, wem man eigentlich glauben soll. Und das macht große Kunst aus. Und mit dieser Bezeichnung für ein Album gehe ich nun wahrhaftig nicht inflationär um.