Schon mit ihrem 2014 erschienenen Debüt „Double Crossing Blues“ hatte sich die in Kalifornien lebende Sängerin und Songwriterin Adrianna Marie als Nachfolgerin für Sängerinnen wie Dinah Washington oder Helen Humes ins Gespräch gebracht. Produziert von Duke Robillard erscheint im März „Kingdom of Swing“. Und dieses Album ist eine weitere musikalische Reise in eine Zeit, wo Blues, Jazz und Swing elegant ineinander übergingen und an die rockigen Seiten des Blues noch nicht zu denken war.

Manchmal ist Größe doch wichtig. Es geht nämlich nichts über eine wirkliche Bigband, wenn man die Sounds und die Atmosphäre des klassischen Rhythm & Blues in Erinnerung rufen will. Und Produzent Duke Robillard hat für Adrianna Marie eine Bigband zusammengestellt, die man auch als virtuelle Neubelebung von Bands wie Roomful of Blues betrachten könnte. Hier treffen Gitarristen wie L.A. Jones, Junior Watson und natürlich Robillard selbst auf eine fette Hornsection. Al Copley spielt sein Klavier mal mit der Verve eines Boogiepianisten, mal elegant wie in einem verträumten Nachtclub. Und die Rhythmusgruppe bewältigt ebenso leicht, elegant und spielerisch den Wechsel zwischen Swing, Jazz und dem klassischen Blues der 20er Jahre. Erst wenn die Harp von Bob Corritore in „Drive Me Daddy“ zu einer verzerrten Gitarre einsteigt, landet man zeitlich in den spten 50er Jahren. Egal ob Swing, Blues oder Jazz: Adrianna Marie ist als Sängerin in jedem Moment im Zentrum. Mal elegant, mal verrucht, mal verführerisch, mal einfach nur voller Spaß singt sie nuancenreich und faszinierend. 

Wer allerdings glaubt, hier ginge es nur um eine reine Erbepflege einer längst vergangenen Musik, der sollte genauer hinhören: Die meisten Songs auf „Kingdom of Swing“ sind Originale, die die Sängerin gemeinsam mit Kollegen geschrieben hat. Und die klingen zwar wie von vorgestern. Doch sie sind eindeutig gegenwärtig. Hier wurde ein Album vorgelegt, dass natürlich von der Faszination vergangener Zeiten lebt. Doch es macht ebenso deutlich, dass man die Zukunft dieser Musik vielleicht gerade dann am besten gestalten kann, wenn man von allzu vordergründigen Anlehnungen an zeitgenössische Stile bewußt und überdeutlich Abstand nimmt. Denn gerade der Blues der klassischen Bluesladies der zwanziger bis 50er Jahre ist heute noch lebendiger als viele längst verstaubte Bluesrockvarianten. „Kingdom of Swing“ ist ein großartiges Album und ein höchst willkommenes Bekenntnis zur großen Geschichte des Blues.