Wann James Lewis Carter Ford geboren wurde, weiß niemand genau. Meist geht man von der ersen Hälfte der 1920er Jahre aus. Dass dieser Musiker, der erstmals 1997 ein Album veröffentlichte, einer der letzten authentischen Bluesmusiker aus Mississippi war, darüber sind sich Fans und Kritiker einig. am 16. Juli 2013 starb T-Model Ford in seinem Haus in Greenville (Mississippi) an den Folgen mehrerer Schlaganfälle.

Wie gut die Paarung von alten Bluesmusikern mit der Indie-Rock-Szene funktionieren kannt, hatte schon R.L.Burnside mit Jon Spencer iun den späten 90er Jahren vorgemacht. Die Alben, die bei Labels wie Fat Possum damals veröffentlicht wurden, brachten den rauhen Juke Joint Blues, wie er vor allem im nördlichen Mississippi gepflegt wurde, in die breitere Öffentlichkeit. Und im Umfeld der bekannteren Musiker wurden auch bis dahin völlig Unbekannte entdeckt.

T-Model Ford etwa, dieser großartige Geschichtenerzähler und Gitarrist, der erst mit 58 Jahren zu spielen begann, veröffentlichte 1997 sein Plattendebüt. Bis dahin hatte er in den verschiedensten Berufen in Landwirtschaft und Industrie gearbeitet, war zeitweise Truckfahrer und auch für zwei Jahre im Gefängnis. In Notwehr hatte er einen Mann getötet. Die Narben von der Arbeit in einer der berüchtigten Chain Gangs blieben ihm sein Leben lang. Als ihn seine fünfte von wahrscheinlich sechs Ehefrauen verließ, schenkte sie ihm seine erste Gitarre und einen Verstärker. Zunächst hielt er das ja für pure Geldverschwendung. Doch beim Vernichten von Mengen Whiskey klimperte er auf dem Instrument und fand irgendwann seinen Stil. Noten konnte er zeit seines Lebens nicht lesen. Denn da er schon als Kind arbeiten musste, war und blieb er lange Analphabet. Irgendwann spielte er in den lokalen Juke Joints, bis der Chef von Fat Possum ihn entdeckte.

Sein rauher Bluesstil, gepaart mit dem Humor eines vom Leben gebeutelten Mannes, machten ihn bekannt auf den Festivals in aller Welt. Und so wie Burnside in den 90ern mit Jon Spencer spielte und den Blues mit der Energie des Garagenrock kombinierte, ließ sich auch Ford in den letzten Jahren live immer von der aus Seattle stammenden Band GravelRoad begleiten.

2011 erschien mit „Taledragger“ das letzte Album Fords. Und das kann als gutes Beispiel dafür dienen, wie die Energie des Punk mit dem hypnotischen Groove des North Mississippi kombiniert werden kann. Wenn „Taledragger“ mit „Same Old Train“ losrumpelt, dann werden alle Fragen nach dem Alter gegenstandslos. Hier entsteht eine zutiefst moderne Version des „Mystery Train“, der mit der Kraft moderner Lokomotiven losbraust. Die Gitarren heulen und jaulen dazu, die Rhythmen klingen sowohl nach den Jukejoints im Norden Mississippies wie nach Rockschuppen der 90er Jahre. Und wenn Ford seine klagend-rauhe Stimme erklingen lässt, dann fühlt man sich an Howlin Wolf oder Junior Kimbrough erinnert.

Klar, dass die Fragen des Alters für Ford eine Rolle spielen. So gibt es auf „Taledragger“ Titel wie „How Many More Years“ oder „I Worn My Body for So Long“. Doch sind das keine altersgerechten Meditationen sondern kraftvoll rockende Anklagen gegen den Tod. Und wenn Ford mit GravelRoad „Big Legged Woman“ anstimmt, dann ist klar, dass dieser Bluesman noch immer für eine rauschende Party zu haben ist. Vergleichbar mit „Taledragger“ war 2011 wahrscheinlich nur noch „Memphis Mojo“ von Louisiana Red & Little Victor‘s Juke Joint.