slashSlash oder Wie man mit Herzschrittmacher musiziert. Billy the Kid schreibt über das Soloalbum von Slash und seine nicht vorhandene Geschichte mit Gun’n’Roses. Und anders als von „Chinese Democrazy“ kann er dem Werk von Slash durchaus ne Menge Spaß abgewinnen. 

Ich war nie ein Fan der Gun´s and Roses. Ich kannte sie einfach nicht. Ihre legendären Zeiten habe ich verpasst – im toten Winkel des Westradios- und Fernsehens lebend, waren sie in den für mich erreichbaren Medien nicht präsent. Irgendwann habe ich mal die Version des Dylan-Songs „Knockin´on heavens Door“ (stammt übrigens aus dem Western „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ mit Kris Kristofferson als Sheriff und Dylan himself als Hilfssheriff) gehört und war doch etwas beeindruckt. Spätenstens ab damals wurde dann ja bei jeder Wiedergabe dieses Songs am Lagerfeuer dieses „Hi Hi Hihi-ja“ in den Refrain gebrüllt. Den Rest fand ich weniger gut. Paradise City ging noch, alles andere war zu exaltiert, nicht nur frisurentechnisch.

Ab Anfang der 90er war dann sowieso Grunge angesagt, für mich jedenfalls, oder Indie-Bands wie die Smashing Pumpkins. Die Gunner haben es dann zwischen den Drogenexzessen noch geschaftt, sich unwiederbringlich zu zerstreiten. Der Leadgitarrist Slash (ja, der mit dem Zylinder) spielte bei Michael Jackson (oh Gott) und machte dann eine eigene Band auf, Velvet Revolver, die aber nicht samtig klang sondern eher so wie „ eh, ich hab hier noch nen Riff, lass uns einen Song schreiben“.

Zwischendurch oder vorher war er kurz klinisch tot (Heroin, you know), jetzt ist er mit Herzschrittmacher wieder voll da, clean und abstinent. Bei Judendlichen ist er mittlerweile als Figur des Konsolenspiels Guitar Hero populär, evtl. sogar populärer als er als Musiker war oder jetzt ist. Jetzt legt er ein Album vor, das er mit Gastsängern eingespielt hat. Und das ist wirklich eine richtig heiße Scheibe! Vielleicht kommt da meine musikalische Sozialisation durch.

1979 war ich Teenager, da hießen die angesagten Bands Kiss, Deep Purple, Led Zeppelin, Rainbow, Black Sabbath. Tatsächlich klingt Slashs´Album wie eine kleine Reise in die Vergangenheit. Und die Sänger sind klasse! Titel Zwei, the Prince of Darkness himself, Ozzy Osbourne, gibt sich die Ehre, geiler Song. Aber auch neue Kräfte stehen bereit, Myles Kennedy, Sänger von Alter Bridge (Nebenprojekt von Creed-Gitarrist Mark Tremonti), singt zwei Songs. Der Mann ist insofern geadelt, weil er als neuer Sänger von Led Zeppelin im Gespräch war, als Plant für eine längere Reunion absagte. Und wer kann schon von sich sagen, mit Led Zep gejammt zu haben? Stimmlich ist der Mann eine Entdeckung, ohne Frage Und noch weitere Größen schlagen auf: Titel 6 Andrew Stockdale von Wolfmother, ebenfalls ein geiler Song. Irgendwann röchelt Lemmy, Sänger und Bassist von Motorhead ins Mikro, dem Vernehmen nach brachte ihn eine Flasche Jack Daniels in Stimmung. Kid Rock, ebenfalls sehr gut. Und Iggy Pop beschließt den Reigen, legendärer geht es kaum.

Das ist ein Album! Hammermäßige Gitarren, wirklich klasse Songs, von drückend heavy bis balladesk alles dabei, messerscharfe Soli, klasse Gitarrensound wie immer mit der Kombination Les Paul und Marshall, klassischer geht es eigentlich nicht mehr. Einzige Schwäche: Der Song mit Black Eyed Peyes-Hupfdohle Fergie, da mußte ´ne Menge digitales Zeug rauf, um die Dame zu einer Rockröhre zu machen. Wie man hört, ist die Dame eine Freundin seiner Frau, da muß man wohl Kompromisse machen. Schad nix, das Album verliert dadurch nichts.

Die einzige Frage, die jeder stellt: was ist mit Axl (Rose), dem Ex-Sänger der Gunners? Der hatte das teuerste Album aller Zeiten, Chinese Democrazy, herausgebracht, mit einer Armada von durchgeknallten Gitarristen wie Buckethead (der spielt nur mit einem Eimer auf dem Kopf) und Bumblefoot (der Name einer Tierkrankheit). Ich machte den Fehler, das Album letztes Jahr zu kaufen, eine einzige Entäuschung. Die beiden reden nicht mehr miteinander, auf Tour wird Slash mit Myles Kennedy gehen. Auch Velvet Revolver soll es noch geben, auch dort gab es Probleme mit dem egomanischen Sänger Scott Weiland (drugs, you know). Ein neuer Sänger wird gesucht. In der Zwischenzeit kann man das Soloalbum hören, es macht richtig Spaß!