copeland 33132011 überreichte ihr Cookie TaylorCookie Taylor offiziell die Krone ihrer Mutter Koko. Seither dürfte sich Shemekia Copeland offiziell „Queen of the Blues“ nennen. Mit ihrem neuen Album „33 1/3“ zeigt sich die Sängerin mit grade 33 Jahren als eine der reifsten und engagiertesten Bluessängerinnen der Gegenwart.

„Lemon pie for the poor“ – die wirtschaftliche Lage in den USA ist für Copeland inzwischen vergleichbar mit Frankreich vor der Revolution. Zitronenkuchen für die Armen, damit sie ruhig bleiben. Aber nur ein kleines Stück. Die Stimme Copelands scheint nur mühsam vor dem Überschnappen zurück gehalten zu werden. Die Wut ist fast körperlich spürbar. Keine Jobs, nicht genügend zu essen, zu stolz zum Stehlen – und dann wird man von Politikern mit Zuckerbrot ruhiggestellt. Oder eher: verspottet.

Doch es sind nicht nur die politischen Verhältnisse, die Copeland in ihren mit Manager John Hahn und Produzent/Gitarrist Oliver Wood gemeinsam geschriebenen Songs auf‘s Korn nimmt. In „Ain‘t Gonna Be Your Tattoo“ schildert sie das Schicksal einer Frau, die sich mühsam aus einer Beziehung mit einem gewalttätigen Mann befreit. Und Buddy Guys Gitarre untermalt die schmerzen mit einem Solo, das richtig wehtut vor Intensität. Der „Mississippi Mud“ wird zum Bild dafür, wie Menschen festgehalten werden in ihren kaputten Verhältnissen – seien es persönliche oder wirtschaftliche – wenn man erst mal aufhört, sich zu bewegen. Soviel hat sich eben doch noch nicht geändert im Delta für die Farbigen (und auch nicht – auch wenn Copeland dass nicht direkt anspricht – für die armen Weißen). Das einzige, was einen da noch trösten könnte, wäre die mit großartigen Songs bestückte Jukebox auf dem Hinterhof. Doch selbst dieser Trost bleibt aus, weil selbst dafür der nötige Quarter nicht vorhanden ist. Das Ganze wird serviert als rauher Bluesfunk, vorgetragen im Duett mit JJ Grey und einer knochentrockenen Slide-Gitarre. „Somebody Elses Jesus“ nimmt die Scheinheiligkeit von Kirchen im Allgemeinen und einzelnen Pfarrern im Besonderen auf‘s Korn, die die Bibel als schlagendes Argument dem Gegenüber an den Schädel schlagen und sich völlig unfähig zur Vergebung zeigen. Jedenfalls solange sie selbst nicht mit ihren Verfehlungen in der Öffentlichkeit stehen.

Was an diesem Album überrascht und überzeugt ist die fantastische Wandlungsfähigkeit von Copelands Stimme. Immer voller Emotionen und Power aber niemals ohne Kontrolle. Zwischen Wut, Trauer, Empörung und zärtlichster Zuneigung singt sie. Und wenn sie zum Schluss der CD Dylans „I‘ll Be Your Baby Tonight“ anstimmt, dann fühlt man sich so direkt und persönlich angesprochen, dass man getröstet und bereichert zurückbleibt. Und es sind Darbietungen wie diese, die bei einer Debatte um den Titel einer „Queen of the Blues“ wichtig sind. Sängerinnen wie Bessie Smith und die frühen Bluesqueens hatten diese Fähigkeit, jedes Lied, ja eigentlich jede Zeile zu einem Ereignis zu machen. Später war es dann lange Jahrzehnte vor allem Koko Taylor, die bis ins hohe Alter den Blues so zelebrieren konnte. Und spätestens seit ihrem 2009 erschienenen „Never Going Back“ ist Copeland in diese Liga aufgestiegen. Und „33 1/3“ ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Und wenn sie jetzt schon so gut ist: Was dürfen wir dann von Shemekia Copeland in den nächsten Jahren noch erwarten?

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