Still Called The Blues - FrontFür Quintus McCormick ist die Richtung klar, in die der Blues gehen sollte: Auf seinem dritten Album für Delmark seit 2009 spielt er eine Mixtur aus Blues, Soul, Funk und Pop.

Ich werde nicht den Preisungen der Kollegen nachplappern, die in dem aus Detroit stammenden Sänger/Gitarristen Quintus McCormick einen zeitgemäßen Jonny Taylor sehen. Aber sein Ansatz ist dem ehemaligen Stax-Star ziemlich ähnlich: Man verbinde den Blues mit jeder Menge Soul, jazzigen Anklängen, Funk und notfalls auch noch ein wenig radiotauglichem Disco-Pop. Und schon hat man einen Bluesman, der auch in einem „normalen“ Radioprogramm von niemandem als Störung empfunden wird. Heute dürfte es allerdings schwieriger werden als zu den frühen Disco-Zeiten, mit einem Album oder einer Single noch in die normalen Charts zu kommen, wie Taylor das damals mit seiner Verbeugung vor der Disco-Welle geschafft hatte. Aber „Still Got The Blues“ hat ansonsten alle Zutaten, die nötig sind: Eine zeitweise funkig schneidende Gitarre, die auch mal nach Albert King und ähnlichen Seelenverwandten klingt, sanfte Streicherteppiche, wenn die Ballade es grade braucht, Rhythmen zwischen Funk, Latin und Jazz – und einen Sänger, der immer die nötige Eleganz und „Mainstreamtauglichkeit“ hat, um beim Popmarkt punkten zu können.

Allerdings ist Quintus McCormickauf seinem aktuellen Album anders als etwa Robert Cray mit seiner Gitarre noch härter und zupackender. Und das macht ihn auch für „normale“ Bluesfans zu einer Empfehlung. Auch wenn manche Kritiker das ganze Album schon für viel zu überproduziert und gelackt halten. Aber die Zukunft des Blues kann man eben nicht nur in der immer weiteren Öffnung der Musik in Richtung Rock, Hardrock oder Garage sehen sondern auch in einer Kultivierung des Soulblues mit seiner Eleganz und seiner „Frauenkompatibilität“. Und da ist dieses Album – neben denen von Cray oder Cutris Salgado, von Paula Harris und Marion James und anderen eine wichtige Neuerscheinung im Jahr 2012.

 

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