Persönliche Erfahrungen zwischen Gerichtssälen, Scheidung und Tourneen aber auch die Beobachtung des gesellschaftlichen Niedergangs der USA seit George W. Bush packt Penelope Houston in Nachfolgealbum zum 2004 erschienenen "The Pale Green Girl".
"If your God is good; He would live on Market Street; Not in Hollywood." Nein – auch wenn die Klänge anheimelnd sanft und wohltuend sind – "On Market Street" ist kein weichgespültes Werk für die Kuschelgeneration. Penelope Houston mag musikalisch mittlerweile mehr in den von The Band erforschten Regionen einer genuin amerikanischen Rockmusik angekommen sein. Doch das heißt nicht, dass sie dafür aufgehört hätte, die Welt um sich herum ebenso wach und wütend zu sehen wie als Punk-Sängerin damals in den späten 70er Jahren. Ob sie über enttäuschte Liebe singt oder darüber, wie die normalen Menschen, die Leute, die sie täglich in ihrer Umgebung etwa in San Francisco seit der Zeit von George W. Bush sieht, immer mehr die Grundlagen ihres normalen Lebens verlieren – ihre Lieder sind voller Zorn und Liebe gleichzeitig.
Und wahrscheinlich ist dies genau der Weg, den Rockmusik heute gehen müsste: Vollkommen bewußt der alten Mythen und Melodien dieser unwahrscheinlichen Gesellschaft in den USA. Und voller Liebe zu den Menschen heute, zu denen jenseits der Glamour-Pfade und Schlagzeilenartikel. Den Zorn kann man sich aufsparen für die Verantwortlichen, die sich nicht kümmern um Leute ohne Schecks für den Wahlkampffond, für die Störungen im perfekten Setting. Und die scheinbar so heile Welt, dass sind halt nicht mehr die eigentlich bekannten USA, sondern sie sind schleichend zu einer Sowjetrepublik geworden, wo die Freiheiten sich nur noch auf den Konsum beschränken ("USSA"). Oder eben darum, dass man nach all den Jahren eben nicht mehr ohne Verletzungen ist, dass das perfekte Mädchen auf den Fotos längst gestorben ist ("Dead Girl").
Aufgenommen wurde "On Market Street" gemeinsam mit Co-Produzent Jeffrey Wood in San Francisco. Die "normale" Band mit Gitarren und Hammond B3 wird dabei oft durch ein Streichquartett unterstützt. Und das macht einen der ganz großen Reize dieser hörenswerten Scheibe aus: Zorn wird viel deutlicher und treffender, wenn er auf scheinbar leisen Noten daherkommt und nicht mit dem Schreien der verzerrten Gitarren.
"On Market Street" erscheint im Januar 2012 bei Glitterhouse. Bis dahin kann man das Album auch schon mal online in aller Schönheit anhören: http://digital.penelope.net/album/on-market-street