Was macht man als Rockgitarrist, wenn das Gehör nicht mitspielen will? Erst hatte Sebastian, Gitarrist bei Voodoo Psycho lediglich ein nervenzerfetzendes Pfeifen im Ohr. Doch nach einer experimentellen Behandlung hört er plötzlich alles überlaut. Schluss mit „Lautstärke ist Sex“, was er im Interview gesagt hat. Schluss mit dem Leben in der Großstadt. Vielleicht bringt ja die Flucht in die Einsamkeit des Gebirge Erholung? Doch noch mehr hofft er, die Frau zu der Stimme zu finden, in die er sich bei der Telefonauskunft verliebt hat.

Martell Beigang, Schlagzeuger bei m. walking on the water und Dick Brave & The Backbeats hat mit „Viel Lärm um mich“ einen flott geschriebenen Unterhaltungsroman veröffentlicht. Gerade die Vergleiche zwischen dem unbewussten Lärmpegel der Stadt und der für Städter unfassbaren Stille weit oben in den Bergen des Nationalparks Bayrischer Wald ist faszinierend zu lesen. Auch die Bemerkungen über das Rockerleben zwischen Bühnenextase, Groupies, Tourbuslangeweile und Kreativgezänk sind amüsant zu lesen. 

Doch leider vertraute der Autor seinem Plot nicht wirklich. Denn warum sonst taucht plötzlich wie der Deus ex Machina der russische Gangster auf? Der Wechsel hin zu einem Gangsterplot bekommt dem Buch überhaupt nicht. Ich habe in letzter Zeit viel zu viele Bücher gelesen, wo immer die böse Russenmafia auftauchte, die ist mittlerweile zu einem echten Klischee geworden. Und ich halte sie in diesem Buch auch für überflüssig – und extrem unglaubwürdig (was nützt es, wenn man die Pin-Nummer per Gehör erlauschen kann? Dann müsste man ja nach dem Lauschangriff die ganzen Karten klauen…) Ansonsten: der Anfang und zum Schluss die Liebesgeschichte: die haben mir wirklich gefallen.