WP-Rezension-MusikGringo Madness von Mick Farrens Band Tijuana Bible ist eine düstere Reise in die Abgründe der neunziger Jahre. Die Band bezeichnete sich als elektrische Mariachi-Kapelle der Hölle. Und das nicht zu Unrecht.

Zuerst ist Ratlosigkeit. Eine Gitarre spielt stoisch einen John Lee Hooker-Boogie. Und dazu ein Geschichtenerzähler, verwirrende Sätze, die er von sich gibt. Eine Mischung, die wahrscheinlich aus grad durchlebten Alpträumen, den schlechten Horrorfilmen aus dem Fernseher neben dem Bett und dem Kater von zu vielen durchzechten Nächten entsteht. Ab und zu ein Saxophon, das die Stimmung untermalt. Oder auch spanisch-mexikanische Gitarrenklänge. Tijuana Bible, eine von zahllosen Bands des Briten Mick Farren hat 1993 diesen Wahnsinn in Töne gebracht.

Farren ist seit 1969 musikalisch aktiv. Zwischenzeitlich arbeitete er auch als Journalist für den New Musical Express und organisierte Festivals. Doch spätestens seit Ende der 70er ist er mit Platten wie „Vampires Stole My Lunch Money“ im Umfeld der Punkszene wieder aktiv, nimmt mit MC5-Gitarrist Wayne Kramer auf, bildet so viele Bands, wie er Platten herausbringt. Bis heute wahrscheinlich 23.

„Gringo Madness“ ist mit Titeln wie „The Hippie Death Cult“, „Last Night The Alhambra Burned Down“ oder „Long Walk With The Devil“ eine gespenstische Beschreibung der neunziger gelungen. Eine Platte zwischen zynischer Beschreibung trostloser Zustände und pseudo-angenehmer Liedchen mit gepfefferten Texten. Und zwischenzeitlich werden auch Klassiker zitiert wie Jumping Jack Flash oder Riot In Cell Block #9. Im Booklet der Scheibe bezeichnet sich Tijuana Bible als „electrische Mariachi-Kapelle der Hölle“. So kann man das auch nennen.