Little Richard 2007Little Richard war eine der Hauptfiguren beim Übergang vom Rhythm & Blues hin zum Rock 'n' Roll. Nicht nur sein wildes Spiel auf dem Klavier oder seine durchgedrehten Bühnenanzüge legten die Messlatte hoch für jeden nachfolgenden Rocker. Doch der homosexuelle Sänger und Pianist steht mit seinem Leben auch für die Schwierigkeit, eine Balance zwischen öffentlichem, privatem und persönlichem Leben zu führen.

Für drei Jahre kam niemand an ihm vorbei. Hits wie "Tutti Frutti", "Good Golly Miss Molly" oder die Hymne auf die Nutte "Good Golly Miss Molly" beherrschten von 1955 bis 1957 nicht nur die Rhythm&Blues-Charts sondern auch die Pop-Hitparaden. Little Richard mit seiner Gospelstimme und seinen sexuell mindestens zweideutigen Hits waren so ziemlich das schlimmste, was sich weiße Eltern für ihre Kinder vorstellen konnten. Er hatte das Zeug, um letztlich die Musikwelt zu erobern.

Geboren wurde er als Richard Penniman am 5. Dezember 1932 in Macon (Georgia) in einem sehr religiösen Haushalt. Von Kindheit an lernte er Singen und Klavierspielen in der Kirche. Doch es war wohl nicht nur seine langsam erkannte und für jahrzehnte verdrängte Homosexualität, die ihn in seiner Jugend zum Ausbruch aus dem kirchlichen Umfeld drängte. Er wollte auch als Performer bekannt werden und nicht nur als Chorknabe. Und so haute er mit 14 Jahren von zu Hause ab und schloss sich diversen durch die Lande ziehenden Shows an.

Mit "Sugarfoot Sam", den Tidy Jolly Steppers oder den Broadway Follies zog er in den 40er Jahren durch den Süden bis er auf Billy Wright traf. Und bei ihm lernte er alles, was es brauchte, um Little Richard zu werden. Denn der Rhythm&Blues-Sänger hatte nicht nur eine ähnliche Gospelstimme. Nein, seine Bühnenshow beinhaltete auch so ziemlich alles, womit Richard später berühmt wurde.

1951 kam er erstmals in ein Plattenstudio, weil Wright einen Freund beim Radiosender WGST in Atlanta auf den Jungsproß aufmerksam gemacht hatte. Begleitet von Wrights Band nahm Richard vier Titel für RCA-Victor auf. Doch nur "Every Hour" wurde ein kleinerer Hit in Georgia. Auch weitere Sessions brachten keinen wirklichen Erfolg für ihn. Und so zog Richard mit seiner damaligen Band Tempo-Toppers erst nach New Orleans und später nach Houston.

Erst als er 1955 "Tutti Frutti" einspielte, hatte er seinen Sound gefunden: Harter Rock auf dem Piano, sexuell aufgeladene Texte und eine wilde Bühnenshow – mit dieser Mixtur folgten die Hits jetzt reihenweise. Und er tauchte daher auch in den ersten Rockfilmen auf, mit denen die Filmstudios die Jugendkultur bald "beglückten". Richard spielte so in "The Girl Can't Help It" ebenso mit wie in "Don't Knock The Rock" oder "Mister Rock & Roll". Doch gleichzeitig begann er über die Auswirkungen seines Lebensstiles nachzudenken. So ganz lässt sich eine fromme Erziehung eben auch durch den Erfolg auf der Bühne und der Leinwand nicht verdrängen.

Und so zog er sich 1957 zum Schock für die Fans aus dem Musikbusiness zurück und wurde Student an einer Bibelschule. Er wollte jetzt ernsthaft Prediger werden. Bis 1964 war er von der Szene völlig verschwunden. Und bis dahin hatte sich die Musikwelt völlig verändert. Richard steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Doch die Beatlemania begann die USA zu erreichen. Und scharzer Rock&Roll war aus der Popszene völlig verschwunden. Littler Richards Platz war jetzt trotz seiner noch jungen Jahre schon im Oldie-Zirkus. Doch damit konnte und wollte er sich nicht wirklich abfinden.

Doch das Angebot einer Tournee durch England wollte er sich nicht entgehen lassen. Besonders da man ihm gesagt hatte, er könne dort ein komplettes Gospelprogramm bestreiten. Doch man hatte ihm nicht gesagt, dass er Teil einer Rock&Roll-Show war, bei der außer ihm noch Sam Cooke und Gene Vincent auftreten sollten. Und die britischen Rockfans wollten auf jeden Fall keinen Gospel hören. Sie freuten sich auf die alten Hits. Und so stellte er die Show um und hatte riesigen Erfolg. Die Beatles und die Stones outeten sich als große Fans. Und letztlich bekam er sogar eine Sondersendung im Fernsehen.

In den Staaten ließ sich allerdings nicht an diesen Erfolg anknüpfen. Dort hatten die Beatles und andere britischen Bands den Markt der jugendlichen Plattenkäufer und Konzertbesucher völlig erobert. Aber Richard zog dennoch mit einer Band und seienn alten Hits durch die Clubs. Zeitweise gehörte dazu auch ein bislang unbekannter Gitarrist namens Jimi Hendrix, der auch bei einigen Studioaufnahmen, die in der Zeit entstanden zu hören ist. Aber erst Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre entstanden wieder halbwegs brauchbare und erfolgreiche Aufnahmen und auch ein paar neue Filme.

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Aber trotz ein paar Hits verkauften sich die Platten nicht wirklich. Und musikalisch ging es wegen zunehmender Drogensucht des Stars immer weiter bergab. Irgendwann kehrte Little Richard der Rockmusik zum zweiten Mal den Rücken und ging zurück auf die Kanzel. Allerdings reichten da seine Einnahmen nicht mehr aus, um seine Familie finanziell zu unterstützen, wie er es seit den 50er Jahren immer getan hatte. So spielte er seine alten Hits auf Bitten seiner Mutter neu ein.

In den 80er Jahren war er mit seiner Mutter nach Kalifornien gezogen. Und dort wurde er zu einem fundamentalistischen Prediger, der vor allem gegen die Homosexualität wetterte. Einer seiner auch selbstkritischen Sprüche lautete etwa "God made Adam and Eve not Adam and Steve". Inzwischen allerdings ist er auf dem Oldie-Zirkus zurück und taucht immer mal wieder in Fernsehsendungen oder größeren Shows auf.