Ein Mann – eine Gitarre: großartige Kombination. Vorausgesetzt der Mann hat etwas zu erzählen. Wie Laurence Son auf seiner CD Muzzled Milk.
Immer wieder hab ich mich in den letzten Wochen dabei überrascht, dass ich jede auch nur nach Do-It-Yourself-Folk klang nach den ersten Takten abschaltete und den Künstler erfolgreich verdrängte. Denn das von vielen als Qualitätslabel missverstandende Do-It-Yourself kann nur funktionieren, wenn der Musiker denn wirklich etwas spannendes zu erzählen hat. Ansonsten wird da lediglich Liedermacherei draus. Und die mag ich nicht.
Anders war das, als ich „Muzzled Milk“ auflegte: eine rauhe Stimme, nahe am Blues, völlig verlebt – eine spartanische Gitarre dazu jenseits noch von den „Fähigkeiten“ des jungen Dylan. Und doch ist die CD vom ersten Ton an wirklich spannend. Denn Laurence Son hat etwas zu erzählen. Ob man die Geschichten unbedingt sofort versteht oder sie nur erahnen kann, macht in dem Fall nichts. (Oder kann mir jemand die Geschichte hinter „Spanish Blood Sausage“ erklären?)
Man fühlt sich von der Radikalität ein wenig an eine Mischung aus Tom Waits und Captain Beefheart (ohne elektrischen Strom für die Instrumente) erinnert. Das ist sicherlich keine Musik fürs launige nebenher laufen lassen in der Milchkaffee-Lokalität der Wahl. Viel eher passt es zu düsteren Kneipennächten allein am Tresen mit einer fast leeren Flasche Whisky als Gesellschaft. Düster und wirklich gut, diese Scheibe.