WP-Rezension-MusikDer 1999 veröffentlichte Sampler Low Down Blues bietet einen Überblick über den Texas-Blues seit dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem Sammler können sich über bislang noch nicht auf CD erhältliche Aufnahmen unbekannter Künstler freuen.

Sampler haben immer etwas zwiespältiges an sich. Da sind diejenigen mit all den bekannten Namen und bekannten Hits. Solche Blues-Sampler taugen gut als Geschenke für Freunde, die noch nicht so viele Blues-Scheiben haben sind ansonsten aber langweilig. Und dann gibt es die Sampler, auf denen man unbekannte Namen und unbekannte Lieder entdecken kann: Sampler für Schatzsucher. „Low Down Blues“ aus der Reihe „Road To The Blues“ gehört eindeutig in diese Kategorie.

Die 15 Lieder auf der 1999 erschienenen CD widmen sich dem Texas-Blues von der Zeit vor dem 2. Weltkrieg bis hin in die 90er Jahre. Natürlich finden sich bekannte Interpreten darauf. Doch waren mir die Aufnahmen von [[Lightnin‘ Hopkins]] („Lonesome Life“, „Walking & Walking“) mit E-Gitarre, Mundharmonika und Piano noch nicht zu Ohren gekommen. Und auch die offensichtlich in einer Kneipe aufgenommene Version von [[Johnny Winter]]s „Pneumonia Blues“ fällt eindeutig in die Kategorie: selten gehört.

Richtig spannend wird die CD aber mit den hierzulande völlig oder fast völlig unbekannten Interpreten. Da findet sich die Eastwood Revue aus San Antonio („Drownin‘ on Dry Land“), eine Bluesrockgruppe, die kurz nach der Aufnahme ihres Debüts wegen Drogenproblemen schon wieder Geschichte war. Auch Gene Vell („Screaming all Night Long“) hat kaum was veröffentlicht.

Dagegen war Juke Boy Bonner zumindest in Europa in den 60er und 70er Jahren eine ganze Zeit lang ein Star. Als One Man Band mit ausgesprochen politischen Texten war er angesehen wie sonst vielleicht nur J.B.Lenoir. Die zwei Lieder „Life’s Highway“ und „Live My Troubles On Down“ stammen aus dem Jahr 1975. Sie sind aber auf Grund der vollen Bandbesetzung nicht unbedingt typisch für diesen zu Unrecht vergessenen Musiker. Kurze Zeit später zog er sich aus dem Musikbusiness zurück und starb 1978 an Leberzirrhose.
Erst in den 90er Jahren wurde man auf den County-Blueser Calvin „Loudmouth“ Johnson aufmerksam, als eine Session, die er 1967 mit Johnny Winter gemacht hatte, auf CD veröffentlicht wurde. Zwei Lieder aus dieser Session, die mittlerweile nirgendwo mehr erhältlich ist, finden sich hier. Vertreten auf der Platte sind dann noch Johnny Copeland („Ghetto Child“ mit schweinischer Farfisa-Orgel), Peppermint Harris, Smokey Hogg, Buddy & Babe und Billy Bizer.

Die Platte ist für Sammler und Fans des Texas Blues in all seinen Schattierungen vom jazzigen Gitarrenklan a la T-Bone Walker bis hin zum ungeschliffenen Country-Blues und zum Bluesrock eine echte Fundgrube. Leider verzeichnet das Booklet nicht, wann und in welcher Besetzung die einzelnen Stücke aufgenommen wurden.