Bundesarchiv Bild 183-1989 Demmler bei der Demonstration am 4.11.1989Mit seinem Selbstmord entzog er sich dem Prozess wegen sexuellen Missbrauchs in mehr als 200 Fällen. Mit Kurt Demmler stirbt einer der wichtigsten Texter der DDR-Musik.

Er hat mit dem Oktoberklub klassische FDJ-Lieder geschrieben. Für Renft entstanden Rocktexte, die gekonnt die DDR-Zensur unterliefen, lieferte Nina Hagen den Text für den unsterblichen Farbfilm. Und seine eigenen „Lieder des kleinen Prinzen“ brachten ihm den Nationalpreis der DDR ein. Und das, obwohl er seinerzeit gegen die Ausbürgerung Biermanns protestiert hatte. Doch Kurt Demmlers angekündigter Selbstmord wirft einen tiefen Schatten auf sein Werk, mit dem er die Musik der DDR mehr geprägt hat, als zahlreiche andere Sänger und Texter.

Geboren wurde der Liedermacher und Arzt am 12. September 1943 in Posen. Schon früh beschäftigte er sich neben der Medizin mit der Musik, sang etwa mit der Big-Band Hugo Herold im Vogtland neben Swingklassikern auch Schlager, gründete einen Songclub und entwickelte seine Vorliebe für die Lieder von Georg Kreisler, Franz-Joseph Degenhardt und anderer deutscher Liedermacher. Damit passte er in die entstehende Singebewegung. Auch wenn seine Lieder von Anfang an immer wieder auf Protest der Funktionäre stießen. Aus der Zusammenarbeit mit dem Berliner Hootenanny-Club entstand der Oktoberklub. In Leipzig stießen die Musiker zu ihm, aus denen später Renft hervorging. 

Als Renft verboten war, kamen so ziemlich alle professionellen Interpreten zwischen Schlager und Rock zu Demmler, um sich Texte schreiben zu lassen. Etliche blieben in ihrer gesamten Karriere mit Demmler verbunden, andere wie etwa suchten sich später neue Texter. (Silly hatte keine Lust, sich weiter mit besseren Schlagertexten versorgen zu lassen und suchte sich Werner Karma.) Seine erfolgreichsten Jahre lagen zwischen 1966 und 1986. Dann erklärte er seinen Abschied als Rocktexter.

Nach der Wende wurden im Zuge der Ostalgiewelle zwar jede Menge seiner Texte von den alten Bands gesungen. Doch seine eigenen Projekte blieben erfolglos, auch das der Mädchenband Zungenkuss. Unter anderem beim Casting für diese Truppe soll er mehrere Mädchen missbraucht haben. Vor dem zweiten Verhandlungstag, wo die wichtigste Belastungszeugin aussagen sollte, brachte sich Demmler wie bereits angekündigt um. Das Verfahren wurde sofort eingestellt.