Nach den Jahren bei Memo Gonzales & The Bluescasters und dem großartigen Debüt der eigenen Kai Strauss Band erscheint jetzt das erste eigentliche Solo-Album des Gitarristen Kai Strass. Die 14 Songs auf „Electric Blues“ (VÖ.: 28. März 2014) wurden zwischen 2003 und 2013 unter anderem mit Sugar Ray Norcia, Darrell Nulisch, Doug Jay und Christian Rannenberg aufgenommen. Das Ziel sei gewesen, ein zeitloses Bluesalbum zu machen, schreibt Kai Strauss in den Liner Notes, ein Album mit der Art von Blues, die er selbst gern spielt und hört. Kurz gesagt: Ziel erreicht! „Electric Blues“ ist wirklich eine dieser Scheiben, denen man beim besten Willen nicht anhören kann und braucht, in welchem Jahr sie entstanden ist. Schon der Opener „I Used To Have A Woman“ mit Sugar Ray Norcia macht das klar. Elegant und doch niemals gelackt sondern mit Power und jeder Menge Gefühl wird hier drauflos gespielt. Rauher wird es – sofort wird deutlich, dass das Album von ganz verschiedenen Besetzungen eingespielt wurde – bei Howlin‘ Wolfs „Commit A Crime“. Kai Strauss ist hier nicht nur an der Gitarre sondern auch am Mikrophon zu hören und erweist dem Altmeister seine Referenz mit gehörig Dreck in Stimme und Gitarrensolo. Und Doug Jay an der Harp, Christian Rannenberg am Klavier und der Rest der Band sorgen für den passenden Chicago-Sound. Wenn bei anderen Nummern dann noch Bläser wie Sox Gordon Beadle und Thomas Feldman einsteigen, dann wird die Musik zu feinstem Rhythm & Blues (wer jetzt RnB denkt, sollte im Lexikon nachschlagen!) oder Soulblues. Das ist immer mit vollem Respekt vor den „Ahnen“ dieser Musik gespielt kommt aber niemals einer rein akademischen historisch-korrekten Aufführung einer toten Musik nahe. Kai Strauss und seine Mitstreiter machen in jeder Minute deutlich, dass der Blues für sie heute im 21. Jahrhundert noch quicklebendig ist. Höhepunkte dieses tollen Albums sind für mich „Home In My Heart“, „Hard Live“ und das von Strauss komponierte Instrumental „Millwheel“, wo seine Gitarre getrieben von Gentleman John Streets Hammond sich ein Duett mit dem röhrenden Saxophon von Sax Gordon Beadle liefert. Anhören und ab 22. März kaufen! (CRS/in-akustik).