Tom Waits ist ein erklärter Fan der Songwriterin Jolie Holland. Allerdings kann das wahrscheinlich nicht an ihrem aktuellen Album „Pint of Blood“ liegen.

Einer meiner Professoren pflegte bei Exkursionen vor bestimmten Baudenkmälern die Standardfrage zu stellen: Was sehen wir hier vor uns? Die muss ich hier etwas umformulieren: Was hören wir hier?

Einfachste Antwort: Wir hören eine Frau eigene Lieder singen.


Erweiterte Antwort: Wir hören eine Frau eigene Lieder singen, die wohl eine tiefere Bedeutung haben sollen. Allerdings erschließt sich diese nicht wirklich beim Hören. Denn die Platte ist entgegen ihrem Titel reichlich blutarm. Und vor allem ist sie langweilig. Musikalisch könnte man sie am ehesten irgendwo zwischen Folk und Americana einsortieren. Aber das sind nur grobe Orientierungspunkte.

Zusammenfassende Antwort des Rezensenten: „Pint of Blood“ ist kein Meisterwerk der Musikgeschichte. Empfehlenswert ist das Album für Leute, die Tracy Chapman für eine musikalische Revolutionärin halten. (Ok, ich entschuldige mich hier in aller Form bei Tracy Chapman – so langweilig war die bislang noch auf keiner Platte, die ich von ihr gehört habe. Vielleicht sollte ich Jolie Holland eher den Fans von Norah Jones oder Katie Meluah empfehlen. Aber denen könnte „Pint of Blood“ dann doch zu aufregend sein.) Für Freunde guter Songwriterkunst sei stattdessen der Griff zu „Lucky Tonight“ von Romy Mayes empfohlen.