Eddie Martin - Looking Forward Looking BackIn Großbritannien gehört Eddie Martin spätestens seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zu den wichtigsten Bluesmusikern. Ob als One-Man-Band oder auch mit einer Bläserbesetzten Big Band verknüpft der Gitarrist und Bluesharpspieler Respekt vor der Bluesgeschichte mit aktuellem Songwriting. Sein neues Album „Looking Forward Looking Back“ ist in dem Sinne einne Hommage an so verschiedene Gitarristen wie T-Bone Walker, Elmore James und Johnny „Guitar“ Watson.

Bei Big Bands im Blues heute denkt man zuerst immer an Gruppen wie Roomful of Blues mit ihrem swingenden Rhythm & Blues. Aber eigentlich gehen die großen Bands mit fettem Bläsersatz ja schon zurück bis zu den frühen Tagen von T-Bone Walker und dann auch weiter bis in den Funk oder auch in bluesrockige Jazzgefilde bei CCS.

Und genau diese Spannbreite deckt „Looking Forward Looking Back“ ab. Da ist der stark nach den frühen 50er Jahren klingende Opener „Frog In The Long Grass“ mit seinen röhrenden Saxophonen und einer Gitarrenschärfe, die nach einer Kreuzung zwischen Freddie King und T-Bone Walker klingt. Danach folgt eine an Elmore James erinnerne Electro-Slide-Orgie in „Sorry For The Rain“ und „Wannabe Me“, was an den Texas Blues von Stevie Ray Vaughan erinnert. Textlich ist einer der Höhepunkte des Albums „Supermodel“, wo sich Martin über seine bluesrockenden Kollegen aufregt, die außer Geschwindigkeit nichts mehr in ihren Songs zu bieten haben, die den Groove und das Feeling dieser grundsätzlich eher swingenden Musik völlig vergessen haben. „You Can’t Play The Blues If You Don’t Feel The Groove“ – besser kann man das nicht zufammenfassen. Und seine Bluesharp, die hier im Zentrum steht lässt Erinnerungen an die großen Solonummern von Little Walter auftauchen. Wenn dann nicht gleichzeitig noch eine Orgel und die langsam aber gewaltig groovenden Bläser den Song vorwärts treiben würden. Und so geht es munter weiter von Boogienummern über Rock & Roll bis hin zum Funkbluesvon „Funky One Too“, für das Pee Wee Ellis das Arrangement schrieb.

Was einen Großteil der Energie das Albums ausmacht – und damit des Spaßes, den es beim Hören und Tanzen hervorruft – ist die Tatsache, dass die große Band die Stücke komplett live im Studio eingespielt hat. Hier sind wirkliche Könner am Werke gewesen und haben ein wundervolles Bluesalbum vorgelegt. Eine Empfehlung für Freunde klassischer Bluessounds und aktueller Songs.