Wer Johnny Mastro und seine Mama’s Boys schon mal live erlebt hat, weiß, dass es sich bei diesen Muttersöhnchen garantiert nicht um weichgespülte Lieblinge der Schwiegermütter handelt. Mastro und seine Band spielen den traditionellen Chicagoblues mit einer derartigen Härte und Energie, dass einen selbst ein Studioalbum wie das 2014 in New Orleans eingespielte „Never Trust The Living“ förmlich umwerfen kann.

Die Harp schreit, die Gitarre ist ebenfalls kurz vorm überschnappen. Und der Rhythmus treibt bedrohlich die Mixtur an: Johnny Mastro macht mit seinem Blues keine Gefangenen. Rauh, voller Ecken und Kanten klingen die Songs nach dreckigen Kellern und Garagen, eindeutig nicht nach schweineteuren Nachtclubs. 
 
Mastro, ein echter Harpmeister, singt über die üblichen Themen: Whiskey, Frauen, Männer, die sich zum Affen machen und traurige Nachteulen. Mal klingt seine Harp dann wie bei Big oder Little Walter, mal eher nach einem wütenden Howlin Wolf. Und in den Gitarrenattacken von Smokehouse hört man neben der Tradition des Chicagoblues der wilden 60er Jahre auch das Erbe des weißen Blues und Bluesrock seit damals.
 
„Never Trust The Living“ ist nicht unbedingt das Album für Schöngeister. Das ist Musik für diejenigen Hörer, denen es vor allem auf die Energie und Ehrlichkeit des Blues ankommt. Die allerdings kommen an diesem Album schwer vorbei.