CoverEine schneidende Gitarre irgendwo zwischen Buddy Guy und Jimi Hendrix, eine groovende bis stampfende Rhythmusgruppe und jede Menge Leidenschaft. "Groove" von Johnny Childs ist ein völlig schnörkelloses und mitreißendes Stück Gitarrenblues.

Was ist das wichtigste Element einer guten Bluesnummer? Ist es die technische Fertigkeit des Interpreten, das jeweils korrekte Zitieren historischer Referenzen? Oder ist es nicht eigentlich die persönliche Leidenschaft des Bluesman, seine Ergebenheit in eine Musik, die zur Zeit so viel Chancen auf großartige Medienpräsenz hat wie etwa argentinischer Freejazz?

Wenn man sich die kreischende, schneidende und knochentrockene Gitarre von Johnny Childs anhört, dann ist da in jeder Note jede Menge Schmerz und Leidenschaft, Engagement und Betroffenheit, die sofort ansteckend wirkt. Man überlegt im zweiten Moment sofort, wo man so einen Ton schon mal gehört hat und versucht die passenden Schubladen und Eselsbrücken zu finden. Buddy Guy könnte man nennen – von der Schärfe und Virtuosität der bis ins letzte fastzinierenden Solos eine nicht so falsche Referenz meiner Meinung nach. Aber eigentlich hat man so eine eigenständige Gitarre im Blues schon lange nicht mehr gehört.

Und so hört man zunächst gar nicht so sehr auf die vielleicht nicht so überragende Stimme des aus einer orthodoxen jüdischen Familie stammenden Musikers. Und man registriert erst später, dass seine Band einen der solidesten Grooves produziert, die man sich für den Blues nur wünschen kann.

"Groove" ist in dem Sinne ein mehr als zutreffender Titel. Groove, der einen auf die eine oder andere Weise gefangen nimmt und nicht wieder loslässt. Blues, Boogie, Shuffle – die Strukturen der Musik sind klassisch. Doch mit Songs wie "Junkman's Son" verlässt Childs die ausgetretenen oder eingefahrenen Routen des Blues und bezieht auch Einflüsse aus seiner jüdischen Familie mit ein. Und das erhöht die Faszination dieses Albums noch mehr.

Erhältlich ist "Groove" leider nur über die Homepage des Musikers.