Das 1959 veröffentlichte Album „Hymns by Johnny Cash“ ist eine Sammlung traditioneller und aktueller christlicher Lieder, die Cash in seinem traditionellen Country- und Rockabilly-Sound darbietet.

In dem Biopic „Walk The Line“ regt sich Sam Phillips beim Vorspiel von Johnny Cash über zwei Dinge auf: Erstens darüber, dass Cash Spirituals singt. Davon entfernte sich Sun Records in der Mitte der 50er Jahre immer mehr. Hitparadenerfolge mit immer den gleichen geistlichen Liedern waren kaum möglich. Also begann Cashs Karriere damit, dass er seine eigenen Songs bekannt machte.

Der zweite Einspruch Phillips war, dass Cash die Lieder wie alle anderen sang, dass aus der Interpretation nicht deutlich wurde, dass Cash hinter den Glaubensbotschaften überhaupt steht. Diese Frage könnte ein kritischer Geist auch an das 1959 erschienene Album „Hymns by Johnny Cash“ stellen. Diese Sammlung von Gospelsongs – teils traditionellen, teils von Cash selbst verfassten – klingt in nichts anders, als Cashs andere Alben. Da ist der patentierte Rhythmus,  der Rockabilly, die trockene Stimme, die nur in den langsameren Hymnen gewaltig Pathos verströmt. Was ungewöhnlich ist, ist der massive Einsatz von Hintergrundchören, die allerdings bei weitem nicht so schmalzig daherkommen, wie bei Elvis‘ Gospelaufnahmen.

Die Frage der Glaubwürdigkeit muss man im Übrigen im Rückblick auf Cashs lange Karriere nicht mehr stellen. Immer wieder hat er deutlich gemacht in Wort und Lied, dass ihm sein vom Elternhaus ererbtes und angeeignetes Christentum wichtig geblieben ist durch alle Wirrnisse und Abwege. Und so kann man „Hymns by Johnny Cash“ einerseits als typische Cash-Platte der späten 50er Jahre wie auch als zeitloses Glaubenszeugnis eines großen Musikers hören.