Klassischer Chicago-Blues der 40er und 50er Jahre steht auf dem Programm der italienischen Band Jesus On A Tortilla. Ihr Debüt haben sie live ohne Overdubs eingespielt.

Gegründet wurde die Band mit dem einprägsamen Namen 2011. Die vier jungen Männer um Lorenzo „Mumbles“ Albai haben sich auf eine reduzierte Besetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang/Bluesharp geeinigt, um ihre Version des klassischen Chicagoblues der 50er Jahre zu spielen. Auf dem Programm stehen Stücke von Muddy Waters, Little Walter, Big Walter Horton, Jimmy Reed und anderen.

Es gehört nicht nur viel Mut dazu, sich an Big Walter Hortons „Easy“ zu versuchen. Man muss auch wirklich ein Meister an der Bluesharp zu sein, um diesen Track angemessen zu interpretieren. „Mumbles“ Albai hat die Prüfung mit Bravour bestanden. Auch bei Little Walters „Off The Wall“ glänzt er mit seinem Harpspiel. Auch Gitarrist Kevin „Blind Lemon“ Clementi hat das klassische Repertoire absolut gut drauf: Zwischen Slide-Spiel a la Muddy Waters oder relaxtem Spiel bei Jimmy Reed gibt es absolut nichts zu kritisieren.

Was den Gesamteindruck einschränkt, ist der italienische Akzent des Sängers, der manchmal nahe an Stand Up Comedy ist. Und was mich persönlich stört: Warum nur findet sich auf dem ganzen Album nicht mal eine eigene Geschichte? Die Songs werden quasi klassisch interpretiert. Man merkt nur in Nuancen die persönliche Note der Künstler. Aber insgesamt ist „Gone To Main Street“ leider nicht viel mehr als ein gelungenes Coveralbum. Ich bin gespannt, ob auf Nachfolgealben Jesus on a Tortilla den Mut hat, eigene Songs zu präsentieren.