Ein neues Studioalbum hat Jeff Beck noch für dieses Jahr 2015 angekündigt. Doch Live+ ist mehr als ein Appetizer darauf: Vierzehn Songs, mitgeschnitten im August 2014 in den USA ergeben ein Live-Album, das einen Querschnitt durch die lange Karriere dieses unwahrscheinlichen Gitarristen bieten: Vom Fusion-Jazz über bluesige Klänge bis hin zu einer neuen Interpretation der Beatles-Nummer „A Day in The Life“ reicht das Spektrum. Und als Ergänzung folgen dann noch zwei Studioaufnahmen, die drauf vorbereiten sollen, wo Beck im Studio 2015 seine musikalischen Expeditionen hinschicken könnte.
Ein gutes Konzert – und so auch ein gutes Livealbum – sollte einen von Anfang an packen und erst am Ende wieder loslassen. Was interessieren schon Ansagen oder die Reaktionen des Publikums, wenn es schon die Musik schafft, einen atemlos gefesselt zu halten? Ob Beck hier Stücke von Hendrix oder John McLaughlin spielt, ob er eine Bluesnummer wie „Rolling & Tubling“ spielt, ob dabei Gesang auftaucht oder nur diese Gitarre: So ein Konzert wie auf diesem Album zusammegestellt aus verschiedenen Auftritten, würde ich zu gerne erleben! Begleitet wird Beck unter anderem von der famosen Bassistin Rhonda Smith und Schlagzeuger Jonathan Joseph, der wesentlich mehr kann, als donnernde Funk-Rhythmen abzufeuern.
Die zwei Studionummern zum Ende sind das fiebrig-treibende „Tribal“, das irgendwie als Mixtur zwischen Psychedelic-Rock, Grunge und Larm-Attacken daherkommt und das seltsame „My Tiled White Floor“, das zuweilen Melodien aus dem Fundus der Weltmusik aufblitzen lässt, bevor die Sängerin es zu einer atmosphärischen Pop-Rock-Nummer verwandelt. Diese Spannbreite macht wirklich neugierig auf das Kommende. Aber das eigentliche Ereignis sind diese unwahrscheinlich energetischen und in ihrer Abfolge phänomenal aufeinander abgestimmten Live-Tracks. Die sind schlicht umwerfend!