Beim 27. Deutschen Jazzfestival 2006 in Frankfurt trat Jack Bruce gemeinsam mit der Bigband des Hessischen Rundfunks auf. Nachdem das Konzert bereits damals als CD veröffentlicht wurde, ist jetzt erstmals im Digipack nicht nur die CD sondern auch eine DVD erhältlich.
Die Chance, Klassiker nicht nur aus der Zeit mit Cream sondern auch aus seinem Solowerk mit einem Jazzorchester zu präsentieren, reizte Jack Bruce nach der gefeierten Reunion von Crem 2005. Und so wurde gemeinsam mit dem Chefdirigenten der hr-Bigband Achim Keller ein Programm erarbeitet. Keller schrieb die Arrangements schließlich direkt für das gemeinsame Konzert in Frankfurt.
Um die Bigbands der deutschen Rundfunkanstalten beneidet man im Rest der Welt die Deutschen: Nirgendwo sonst ist man bereit, die Kosten für hochklassige Orchester vorzuhalten. Und so sind Aufnahmen von den Bigbands des NDR oder von WDR oder hr immer mal wieder auf Jahresbestenlisten in den Jazzpolls zu finden. All diesen Bigbands gemeinsam ist, dass sie stilistisch ungeheuer vielseitig sind. Möglich sind Programme sowohl in traditionellem swingenden Sound ebenso wie Kollaborationen mit Rockmusikern. Und im Idealfall entsteht dann gerade aus den scheinbar nicht sofort einleuchtenden Kombinationen spannende neue Musik. Wie hier zwischen der hr-Bigband und Jack Bruce.
Und das ist ähnlich wie damals, als Bruce erstmals mit Ginger Backer und Eric Clapton als Cream zusammen probte: Von Anfang an konnten die drei Meister an ihren Instrumenten gemeinsam so frei improvisieren, dass die Grenzen zwischen dem traditionellen Bluesrock, Psychedelic-Rock und Fusion-Jazz ohne Probleme übersprungen wurden. Auch nach dem schnellen Ende der Band wollte sich Bruce dann nicht mehr an irgendwelche Genregrenzen halten: Seine mehr als 20 Soloalben sind mal Jazz, mal Blues, Rock oder Pop.
Beim Konzert in Frankfurt war Bruce nicht nur als Bassist und Sänger sondern auch am Piano und als Gitarrist zu erleben. Und wer ein reines Bluesrockkonzert erwartet haben sollte, sollte unbedingt einen Blick auf den Plattentitel werfen: Es gibt Jack Bruce quer durch die Stile: Fusion-Jazz im großorchestralen Sound ebenso wie Rückblicke auf Cream-Klassiker. Bluesrock ebenso wie psychedelische Improvisationen im Bigbandformat. Und das ist einfach spannend und faszinierend.
Die DVD in der mit ausführlichem Booklet liebevoll gestalteten Packung enthält dank der längeren Spieldauer im Übrigen mehr Stücke als die CD. Bild und Ton sind – wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht anders zu erwarten ausgesprochen gut.