CoverSeit Jahrzehnten gehört "Omar" Kent Dykes mit seinen Howlers gerade auf den Bühnen zu den beliebtesten Texas-Bluesmen. Neben dem harten Bluesrock hat er sich in den letzten Jahren sich auch immer mehr klassischeren Bluesformen angenähert. "Essential Collection" ist ein Doppelalbum aus "Greatest Hits" und einem persönlichen Karriererückblick des Gitarristen und Sängers.

Die Musikszene von Austin seit den frühen 70er Jahren kann für die Entwicklung des zeitgenössischen Blues und Bluesrock kaum überschätzt werden: In den Clubs formierten sich Bands wie The Fabulous Thunderbirds, Stevie Ray Vaughan gründete Double Trouble,… Daher war die Entscheidung von Omar Dykes nachzuvollziehen, als er 1976 mit seinen Howlers dorthin zog. Denn auch wenn die Truppe sich als schräge Partyband einen Namen erspielt hatte, wollte er eigentlich nur noch Blues spielen und nicht mehr auch Polkas, Western Swing oder ähnliches.

Kurz nach dem Plattendebüt der Thunderbirds erschien 1980 mit "Big Leg Beat" das Debüt von Omar & The Howlers. Und spätestens mit dem 87er "Hard Times In The Land of Plenty" hatte man den Durchbruch geschafft. Musikalisch steht die Band von Anfang an für einen Bluesrock, der nicht nur den Texas-Boogie von ZZ Top nachbetet sondern sich vor allem auch von den Rhythmen Bo Diddleys beeinflussen lässt. Der Gesang von Omar Dykes ist – und hier ist der Bandname auch Programm – eine wilde Kreuzung aus Howlin Wolf und Captain Beefheart. Zuweilen erinnert er dabei auch an Roger Chapman mit seinem ungeheuer kraftvollen Vibrato. Das ist schnörkellos und direkt – und gerade im Konzert unwahrscheinlich großartig.

Viel spannender für den "normalen" Bluesfans waren sicherlich die in den letzten Jahren erschienenen Alben, die Omar Kent Dykes in den letzten Jahren jenseits der Howlers veröffentlicht hat. Etwa das Gemeinschaftswerk mit Jimmy Vaughan "On The Jimmy Reed Highway" oder "Big Town Playboy" (2009). Denn darauf wurde deutlich, wie tief Omar Dykes wirklich in der großen Bluestradition von Texas und Mississippi verwurzelt ist.

Während die "Best of CD" der Collection sich hauptsächlich der Bluesrockseite Omars  – mit vielen Live-Aufnahmen – widmet, ist die eigentlich interessante Scheibe Teil 2 des Doppelalbums. Denn jenseits der jeweiligen Rechte anderer Plattenfirmen hat Omar hier Stücke aus seiner ganzen Karriere versammelt, die für seine Besten hält. Und da finden sich swingende Nummern ebenso wie eine wüste Fassung von "Alligator Wine", an der selbst Screamin Jay Hawkins seine helle Freude gehabt hätte. Und es finden sich persönliche Lieder, in denen er sich an seine Vergangenheit in Mississippi erinnert. Und das wiederum ermöglicht auch einem Menschen, der kein wirklicher Bluesrockfan ist, dem Menschen hinter der Musik viel näher zu kommen.