Die diesjährige 18. TanZZeiT des Theaters Vorpommern verblüffte. Grund dafür sind die zwei Uraufführungen der Gastchoreographen Katarzyna Gdaniec (Polen), Marco Cantalupo (Italien) und Yaron Sahmir (Israel).
 
Fesselt eine Geste heute noch? Vermag eine Bewegung in Zeiten bloßer Oberflächlichkeit innerlich zu bewegen? Diese Fragen werfen Katarzyna Gdaniec (Polen) und Marco Cantalupo (Italien) in „Unmerkliche Spuren der Normalität“ auf. Ja, natürlich! Nicht als brandneue Kreation, sondern als Adaption für die dritte Premiere in der Sparte Ballett am Theater Vorpommern brachte das mit Preisen ausgezeichnete Duo Gdaniec/ Cantalupo es mit. Ihre 1992 gegründete compaigne linga gehört zu den führenden zeitgenössischen Ensemble in der Schweiz und steht mit beiden Beinen in der internationalen Szene. 40 Werke entsprangen aus der bisherigen Zusammenarbeit für beispielsweise Dresden, Florenz und Ankara. Vier anstelle von fünf im Programmheft angekündigten Tänzern des BallettVorpommern führten das fast halbstündige Werk auf. Gesetzt wird darin auf in den Raum auslaufende Bewegungen, ein flottes Tempo und einfühlsamen Körperkontakt. Als Glanzpunkt stach darin das Pas de Deux von Magaret Howard und Nathan Cornwell heraus.
Exzellent präsentierte sich Yaron Shamir als Choreograph bei der diesjährigen TanZZeiT. Ihm galt der erste Bravoruf des Abends für mit sieben Tänzern des Theaters Vorpommern entwickelte „Urban Wolf“. Als Solist und Partner beeindruckte er im vergangenen Jahr in Greifswald beim Festival Tanztendenzen. Nach seiner Militärzeit in Israel begann er 1999 seine Laufbahn im Tanz in seinem Heimatland und in Europa. 2009 entstand seine erste Kreation.  Hängenbleibende Körperbilder, ein mitziehendes Tempo und eine auf den Punkt kommende Artistik aus anspruchsvoll fließender Bodenarbeit, Kampfkunst und Breakdance verworben sich in „Urban Wolf“ zu einer bewegungsreichen Polyphonie. Die Choreographie zwingt die Stadt nicht als handlungstragenden Raum und den Wolf als urbaner Jäger für das private Kopfkino auf, sondern ließen genügend Luft zum Genuss einer fesselnden Handschrift des zeitgenössischen Tanzes.