CoverMit "Here I Am" setzt Nick Moss seinem auf dem Album "Privileged" begonnenen Weg ohne die langjährige Begleitband The Flip Tops fort. Manche Kritiker sehen den Sänger und Gitarristen aus Chicago schon in der legitimen Nachfolge von Musikern wie Buddy Guy.

"Why You So Mean?" fragt Nick Moss. Und seine Gitarre schreit dazu gequält. Einer dieser Eröffnungstitel, die einen sofort gefangen nehmen. Und man merkt gar nicht, dass diese Tour de force sechseinhalb Minuten lang ist: Hier ist einfach keine Note zu viel. Und die Energie von Moss und seiner Band lässt einen einfach nicht zu Atem kommen. Wenn Blues über miese Beziehungen singt: So sollte es heute klingen. Eine Mixtur aus dem Erbe (Muddy) mit der Energie von Leuten wie Hound Dog Taylor und den Gitarrensounds von allen zwischen Buddy Guy, Hendrix und Stevie Ray Vaughan.

Zwischen hartem Gitarrenblues, Rock und ausgedehnten Jams pendeln auch die anderen Stücke von "Here I Am". Nick Moss hat hier sämtliche Sicherungen rausgenommen und spielt ohne Netz und doppelten Boden. Und er lässt den Hörer – ob in den Liedern oder seinen schneidenden Gitarrensolos einen Blick in die Gefühlswelt blicken. Und das ist großartig, auch oder gerade wenn – es weh tut. Und wenn das Album mit "I'll Turn Around" schließt, dann wird Moss gar zum eindringlichen Gospelprediger. So stelle ich mir wirklich ehrlichen Blues vor. Und ebenso: So oder ähnlich sollte Blues-Rock klingen, den ich unbedingt in meiner Sammlung haben muss.