Er rockt wieder. Und zwar gehörig. Nach einigen Jahren musikalischer Weltreisen lässt Hubert von Goisern sein Akkordeon wieder mit Gitarren gemeinsam erklingen. Entwederundoder ist aber noch mehr als bloßer Alpenrock.
Irgendwann nach Auflösung der Alpinkerzen und der Konzentration auf die Folklore aller Herren Länder wurden die Platten von Hubert von Goisern langweilig. Zumindest für diejenigen, die seine regionale Rockmusik als absolut frischen Wind in einer faden deutschsprachigen Rockszene betrachteten. Landler und Rock'n'Roll, Quetschkommode, Jodler und Hendrix-Gitarre passten plötzlich zusammen wie seit Ewigkeiten so vorgesehen. Und genau da setzt der Österreicher zu Beginn seines aktuellen Albums wieder an. Es brennt wieder, das Feuer – und zwar nicht nur im Opener.
Wer allerdings glaubt, 2011 gebe es eine Fortsetzung der alten Alpinkatzen-Story, der wird im Fortgang der Platte seine Überraschung erleben. Denn nach den Rocknummern mit durchaus regionalen Bezügen wandert die Musik des Albums mehr in Richtung Jazzkeller. Hubert von Goisern wird zum Kellerbarden, das Akkordeon wird zwar nicht weggeschlossen, fällt aber nicht mehr so ins Gewicht. Stattdessen perlen auch Klavierläufe, swingt die Rhythmusgruppe und der Sänger mutiert fast zum Crooner alter Schule. "Entwederundoder" – eines der überzeugendsten Weltmusikalben Europas zur Zeit – und eine verdammt gute Sammlung von Liedern. Warum musste man darauf bloß so lange warten?