Greifswald ist in Sachen Live-Musik und Party für Menschen jenseits der 30 noch nicht mal ein Entwicklungsland. Wenn jetzt ein Verein einen ehemaligen Getreidefrachter zum Kulturschiff umfunktioniert, ist das eine begrüßenswerte Aktion.
„Herr Walter“ ist nicht wirklich ein Oldtimer-Schiff, das unbedingt in den Greifswalder Museumshafen gehören würde. Der Getreidefrachter ist weder besonders alt noch besonders schön. Und doch wäre es schade, wenn das Schiff verschwinden würde. Denn seit einigen Monaten macht der Trägerverein, der sich die Erhaltung historischer Schiffe im Ostseeraum und den deutsch-polnischen Kulturaustausch auf die Fahnen geschrieben hat, als Veranstalter alternativer Parties von sich reden.
Wie etwa am Wochenende, als die Hanselunken eines ihrer unvergleichlichen Konzerte mit ihren akustischen Neuinterpretationen der Popgeschichte gaben. Rund 80 Leute waren gekommen – und sie wollten auch anschließend noch feiern bei einer Mischung aus Funkjazz und schrägen Coverversionen. Allerdings wurde eines klar: so einfach wird es der Verein nicht haben, sich in der Stadt zu etablieren. Denn offensichtlich wurden Auflagen der Stadt bislang nicht vollständig umgesetzt. Zwar steht ein Notausgang vor der Fertigstellung. Doch das Ordnungsamt hatte am Freitagabend durchaus noch etliche Mängel zu kritisieren. Bleibt zu hoffen, dass das angekündigte Ordnungsgeld nicht zu einem abrupten Ende der Veranstaltungen führt.
Denn für die nächsten Monate sind noch andere Events geplant, die in dieser Stadt wichtig sind. So will das Studententheater, das noch immer keine neue Spielstätte hat, im April seine nächste Premiere auf der Herr Walter feiern. Und auch die Party zur Eröffnung des Internationalen Studentenfestivals im Sommer soll dort stattfinden. Hinzu kommen noch andere Parties, die von privaten Initiativen organisiert werden und hier einen durchaus kultverdächtigen Rahmen finden könnten.
Was allerdings wirklich fehlt, ist entweder die Durchsetzung eines Rauchverbots unter Deck oder der Einbau einer Lüftung. Irgendwann konnte man die Sauerstoffmoleküle nur noch zufällig in dem Gasgemisch ausmachen. Und auch ein adäquater Schallschutz könnte die Auseinandersetzung mit den klagefreudigen Bewohnern im Umland vereinfachen.