Srgio_Mendes

Ich gestehe: Ich hab noch nie zu den Musikhörern gehört, für die „easy listening“ ein Qualitätskriterium war. Für mich verbindet sich damit unweigerlich der sprichwörtliche Fahrstuhl mit seiner unauffälligen Musikberieselung, die man sofort vergessen hat, wenn man ihn verlassen hat.

Den Pianisten und Arrangeur Sergio Mendes könnte man eigentlich in diese Schublade stecken. Doch sein 1966 erschienenes Album bleibt auf angenehme Weise länger im Ohr als bei einer Fahrt ins 30. Stockwerk.

Derek Taylor, der die Liner Notes auf dem von Herb Alpert produzierten Album verfasst hat, beschreibt die Musik als eine „delikate Mischung aus Piano-Jazz, subtilen Latin-Nuancen, Lennon-McCartneyismen, etwas Mancini, hier und da etwas von Bacharach, coolen verminderten Akkorden, tanzbaren Up-Beat, freundlichem Lachen und ein wenig Sex“. Unrecht hat er damit nicht. Denn was Mendes damals eingespielt hat, ist freundlichster und sonnigster Latin-Jazz mit feinem Satzgesang und delikaten Arrangements, die sowohl in die Cocktail-Bar als auch auf den Tanzboden passen. Neben Klassikern des Bossa Nova („Mas Que Nada“, „One Note Samba/Spanish Flea“, „Agua De Beber“) gibt es auch ein Beatles Cover („Day Tripper“) oder ein Stück von Jazzer Baden Powell („Berimbeau“). Und auch noch nach mehr als 40 Jahren haben die Stücke sowohl ihre Leichtigkeit als auch ihre Tanzbarkeit bewahrt. Dabei braucht man nicht mal das Klischee von „in Würde gealtert“ bemühen. Die Platte macht einfach Spaß, auch und vielleicht vor allem, wenn draußen noch Schnee vor dem Fenster liegt.