So richtig haben sich die Kritiker mit den ersten Platten Buddy Guys nach seiner „Neuentdeckung“ in den 80er Jahren nicht anfreunden können. Das Grammy-ausgezeichnete „Damn Right I Got The Blues“ wurde als Sammlung vorhersehbarer Coverversionen geschmäht. Und auch dem 1993er Album warf man zu große Anbiederung an den Mainstream vor. Doch wer das klassisch instrumentierte und arrangierte Album hört, muss wirklich fragen: Welchen Mainstream des Jahres 93 meinen die Kritiker hier?
Wenn man überhaupt den Begriff Mainstream als kritische Instanz anerkennen will, dann muss man hier auf die spätsechziger/frühsiebziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück gehen. Denn genau an den Soul und Soulblues der damaligen Zeit knüpft Buddy Guy mit seinen zahlreichen Gastmusikern an. Von denen ist besonders [[Bonnie Riatt]] hervorzuheben, die mit ihrer Stimme und der unvergleichlichen Slide-Gitarre den Titelsong veredelt. Doch auch John Mayall oder Paul Rodgers sind eine Bereicherung der abwechslungsreichen Platte. Gerade das auch auf einer Mayall-Platte veröffentlichte „I Could Cry“ überzeugt nicht nur mit reifen Gesangsleistungen sondern bringt auch eines der besten Gitarrensolos Guys überhaupt. Seltsam – aber auch das ist nicht mainstream – wirkt im Zusammenhang des Albums der Latin-Touch der Ray-Charles-Nummer „Mary Ann“. Doch als Lied an sich ist auch gegen dieses Cover eigentlich nichts einzuwenden. Selbst Guys (letztlich zum Scheitern verurteilter) Versuch, sich als Sänger an Marvin Gaye in dessen „Trouble Man“ zu messen ist nicht wirklich misslungen. Wenn es auch wirklich die schwächste Nummer auf der CD ist.
Insgesamt ist „Feels Like Rain“ sicher nicht das wichtigste oder beste Album von Buddy Guy. Doch auch nach 15 Jahren ist es noch ein äußerst angenehm zu hörendes und abwechslungsreiches Bluesalbum eines der besten Gitarristen aller Zeiten.