Elf Songs hat Alligator Records jetzt für „God Don’t Never Change“ von Musikern neu interpretieren lassen. Vertreten sind auf diesem Tribute-Album unter anderem Tom Waits, Derek Trucks und Susan Tedeschi, Rickie Lee Jones und Lucinda Williams.Von Dylan über Clapton bis zu Led Zeppelin: zahllose Rockmusiker haben in den letzten Jahrzehnten Lieder von Blind Willie Johnson interpretiert. Das ist ein Beleg dafür, dass auch nach 80 Jahren diese Stücke noch nichts von ihrer Relevanz verloren haben. Und in den verkrazten Originalaufnahmen finden Slidegitarristen noch heute das fast unerreichbare Vorbild für die Verbindung von Virtuosität und tiefer Emotionalität. So war es für Produzent Jeffrey Gaskill, der vor einigen Jahren schon die Sammlung „Gotta Serve Somebody: The Gospel Songs of Bob Dylan“ zusammenstellte, eine echte Herzensangelegenheit, Musiker dazu zu bringen, sich mit den Gospel-Blues von Johnson auseinanderzusetzen.

Die Personalauswahl für das Projekt liest sich zunächst etwas seltsam, überzeugt aber sofort: Tom Waits macht aus „The Soul of a Man“ einen Gospelgottesdienst in einer wüsten Kellerkneipe. Bei „John The Revelator“ kommt man sich mit den peitschend-metallischen Rhythmen entweder an die Bahnstrecken der Frühzeit oder in eine postapokalyptische Stahlfabrik versetzt. Lucinda Williams singt „Nobody’s Fault But Mine“ begleitet von einer heulenden Slide-Gitarre als melancholisch depressiven Blues, der erst langsam an Drive und Energie gewinnt, bis auch die letzte Hoffnungslosigkeit vertrieben wurde. Bei „God Don’t Ever Change“ entwickelt sie sich von der skeptisch fragenden Zweiflerin zu einer getrösteten Gläubigen.

Derek Trucks greift für „Keep Your Lamp Trimmed and Burning“ zur akustischen Slide-Gitarre, nähert sich so dem großen Vorbild an, während Susan Tedeschi mit Backgroundchor die Rolle der Predigerin übernimmt. Luther Dickinson versetzt „Bye And Bye I’m Going To See The King“ mit der Rising Star Fife and Drum Band noch in die Zeit, wie man sie sich vor der Entstehung des Blues im Norden Mississippis vorstellen kann: archaisch, kantig und doch überzeugend. Wenig überraschend dann, was The Blind Boys of Alabama aus „Mother’s Children Have A Hard Time“ machen: Klassischer Gospel von einer der besten Gruppen, die es da gibt. Auch die Cowboy Junkies oder Sinnead O’Connor halten sich eher an die Vorlage, als dass sie mit einer wirklich persönlichen Interpretation überraschen würden. Schade, dass Rickie Lee Jones bei ihrer Interpretation von „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“ über eine leicht nölige Klage nicht hinauskommt. Da hilft auch der Einsatz einer Beerdigungskapelle a la New Orleans nicht, um daraus eine überzeugende Fassung machen zu können.

Eine zeitgemäße Würdigung der Songs von Blind Willie Johnson war eigentlich längst überfällig. Und bis auf die genannten Schwächen kann „God Don’t Ever Change“ wirklich überzeugen. Nicht nur für Freunde des Gospelblues eine Hör- und Kaufempfehlung! (Alligator/in-akustik)