dion frontWo sind die Zeiten dahin von Dion & The Belmonts? Vorbei, vergangen. Auch der Folksänger der 60er Jahre. Dion ist alt geworden. Und das meint ja jetzt für immer mehr Musiker: Lass uns ein Bluesalbum einspielen. „Tank Full of Blues“ gehört da eindeutig zu den spröderen Werken, die einem nicht mit zwingenden Melodien sofort ins Ohr springen.

Der Blues ist für Dion eher ein Mittel der Selbstreflexion und des Erzählens von kleinen Geschichten. Dabei kommt es zu wirklich großen Momenten, etwa bei dem „Bronx Poem“: Lyrisch zwischen Reimkaskaden und ausufernden Tiraden über Gott, die Liebe und die Musik perlt das Stück als Talkin Blues dahin. Hier mögen zwar manche an den deutlichen christilichen Bekenntnissen Anstoß nehmen. Aber ohne diese funktioniert das Ganze überhaupt nicht. Das Leben in der Bronx, das kleine Leben des Dichters: Groß wird es durch die Liebe, durch Begegnungen mit der Musik und mit Musikern. Elvis taucht auf. Und die Blueser aus dem Delta. Und letztlich Gott und Rock & Roll, der gut für die Seele ist.

Spaßig und munter seine Abrechnung mit der Presse („I read it in the Rolling Stone“). Und dann ist da noch der düster daher rollende „Rider‘s Blues (For  Robert Johnson)“. Klar werden wieder die eigentlich gängigen Mythen über den gejagten und gepeinigten Blues-Helden aufgegriffen. Doch an sich ist das einfach eine wirklich gute Bluesnummer.

Andere Lieder sind dann typisch „weißer“ Blues: Man möchte dem Barden glauben, doch es fehlt etwas. Die Musik ist ok, die Stimme auch – aber verdammt noch mal: Wo ist die Seele? Wo gehen die Stücke über Altherren-Phantasien hinaus? Wo ist wirklich der echte Sänger, nicht die Bühnenfigur? Das macht das Hören von „Tank full of Blues“ zumindest für mich zeitweise zu  einem zwiespältigen Erlebnis. Aber das sollte jeder für sich nachvollziehen.