Geschichten von Drogen, von Werwölfen, von Jesus und dem Teufel: Was Dynamite Daze auf ihrem neuen Album „Tango With The Devil“ den Anhängern servieren ist textlich und musikalisch in der deutschen Bluesrockszene einzigartig. Die Reise beginnt auf Jamaica. Eigentlich nicht der typische Ort für Bluesrock. Aber wer hat denn behauptet, Dynamite Daze seien typische Bluesrocker? Kingston also: Doch wer auf Tourismuswerbung wartet, wartet vergebens. Die Welt, die das schottisch-deutsch-italienische Quartett in seinen Liedern schildert, ist immer irgendwo in den düsteren Ecken zu finden: Zuhälter, alte Nutten, schlechte Drogen und tote Katzen. Das ist auf dem Bild von Downtown Kingston zu finden. Und die Musik erinnert nicht nur ein wenig an eine Kreuzung aus Tom Waits und Captain Beefheart. Und in diesem Stil geht es weiter durch die Lande: Auf der Flucht nach Mexico vor dem FBI, Loblieder auf Mescalita. Aber dann eben auch Lieder wie „Jesus Redemptor“, „A Satisfiend Mind“ (der Klassiker von Joe „Red“ Hayes und Jack Rhodes erhält hier eine neue Musik von Bassist Tognoni) oder „Rain“, die in die Düsternis eine spirituelle Ebene bringen. Mit „Red In Heaven“ setzen sie Louisiana Red ein musikalisches Denkmal, mit dem sie viele Jahre als Musiker unterwegs waren.

Was die Songs von Dynamite Daze musikalisch so besonders macht, hatte man schon auf den Vorgängeralben erleben können: Der Blues und Bluesrock wird hier munter gekreuzt mit Tango, mit Psychedelic Rock und Cabaret. Und dann kommt natürlich die instrumentale Meisterschaft der vier Herren hinzu: Didi Dynamite ist nicht nur ein herausragender Sänger, er bläst auch eine Harp, die sich gehörig ins Ohr bohren kann (etwa in „Rain“!), Martin Czemmel kann ganz klassische Blues-Sounds aus seiner Gitarre herausholen (man höre sich etwa die Slide auf „Red In Heaven“ an). Doch im nächsten Moment bricht er die Konventionen und schweift in Jazzgefilde ab. Und die Rhythmusgruppe mit Schlagzeuger Colin Jamieson (dr) und Andrea „Luigi“ Tognoli (bg) folgt dem ganzen und hält die Musik zusammen, die von manchen als Krautblues, von anderen als Psychedelic Blues von mir einfach als geile Blues- und Rockmusik bezeichnet wird.

„Tango With The Devil“ ist ein großartiges Album einer Band, die sich glücklicherweise weiterhin weigert, den ausgelatschten Pfaden des Bluesrock zu folgen und die stattdessen ihre ganz eigenen musikalischen Geschichten erzählen. Erhältlich ist „Tango With The Devil“ als CD im übrigen nur direkt bei der Band oder dem Label Stormy Monday Records. Auf den sonstigen Plattformen kann man das Album nur als Download kaufen. Zumindest das sollte allerdings für Freunde eigenständiger Rockmusik Pflicht sein.